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Meine Eltern zogen nach Zoppot, dem Weltbad, das nur
zwölf Kilometer von der Stadt Danzig entfernt lag. Sie kauften ein Haus
in der Delbrückallee, einer ruhigen Villenstraße in der Oberstadt.
Es lag unterhalb des Straßenniveaus, hatte einen Vorgarten und einen
großen Garten hinter dem Haus mit Obstbäumen und Sträuchern.
Wolfgang und ich bewohnten ein Zimmer nach vorne, mit Ausgang zu einem Balkon,
der über die ganze Breite des Hauses ging. Nebenan schlief meine Mutter,
die einen sehr leichten Schlaf hatte. Wenn wir reichlich verspätet nachts
nach Hause kamen und fruchtlosen Diskussionen aus dem Weg gehen wollten,
kletterten wir geräuschlos den Kirschbaum hinauf, der neben dem Balkon
stand und sprangen zu diesem hinüber. Das schaffte auch Wolfgang mit
der Beinprothese. Bruder Klaus hatte als Ältester sein eigenes Zimmer
hinten heraus. Vater hatte oben ebenfalls ein ziemlich geräumiges Schlafzimmer,
angrenzend an das meiner Mutter. Unten befand sich das Biedermeierzimmer
mit Mutters Sekretär und daneben, durch eine große Schiebetür
verbunden, das Herrenzimmer mit Schreibtisch, Ledergarnitur und leicht barockisiertem
Bücherschrank. Das Eßzimmer lag unter dem Schlafzimmer des Vaters
und erwies sich als ein bißchen zu klein für die gesellschaftlichen
Verpflichtungen eines Senators. Am Tisch hatten maximal zwölf Personen
Platz, was bedeutete, daß fast alle vierzehn Tage ein Essen stattfinden
mußte. Unter dem Dach war noch ein Fremdenzimmer und ein Zimmer für
unsere beiden Dienstmädchen. Trotz der acht Zimmer wirkte das Haus keineswegs
groß oder herrschaftlich.
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