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Lili Boulanger (1893 - 1918)

Lili Boulanger wurde am 21. August 1893 in eine Familie hineingeboren, die das Pariser Musikleben bereits seit dem 18. Jahrhundert nachhaltig bestimmte. Der Großvater hatte als Cellist einige Anerkennung errungen, die Großmutter wurde als Sopranistin berühmt. Der Vater - Ernest Boulanger - gewann als Komponist im Jahr 1835 den bedeutenden Rompreis und die Mutter, Raissa, die der russischen Aristokratie entstammte, war Sängerin. Und Schließlich besaß auch Lilis sechs Jahre ältere Schwester Nadia eine außergewöhnliche musikalische Begabung, durch die sie eine weltberühmte Musikpädagogin, Dirigentin, Organistin und Komponistin wurde. Bereits im Alter von drei Jahren begleitete Lili ihre Schwester zum Musikunterricht am Pariser Konservatorium. Wegen ihres schwachen Gesundheitszustandes - sie war sehr früh an einer schweren Lungenentzündung erkrankt - erhielt Lili nur unregelmäßigen Schul- und Musikunterricht. Dennoch hatte sie bereits 1901, 1904 und 1905 kleine öffentliche Auftritte als Violinistin und Pianistin. Im Jahr 1907 schrieb sie vier Psalmvertonungen und 1908 ein ‚Ave Maria' für Singstimme und Klavier. Nachdem sie ab 1909 Kompositionsunterricht erhielt, vernichtete sie diese ersten Kompositionen. Drei Jahre später debütierte sie als Komponistin mit dem Vokalquartett ‚Renouveau' und wurde von den Musikkritikern als Sensation aufgenommen. Im Jahr darauf gewann sie den Rompreis mit ihrer Kantate ‚Faust et Hélène' für Tenor, Bariton, Mezzosopran und Orchester und wurde über Nacht weltberühmt. Sie brach den mit dem Stipendium verbundenen Aufenthalt in der Villa Medici in Rom, zu dem ihre Mutter sie begleitete, aufgrund des Ersten Weltkrieges und ihres verschlechterten Gesundheitszustands vorzeitig ab und kehrte nach Paris zurück. Dort komponierte sie kontinuierlich in dem Bewusstsein, ihr naher Tod könnte sie an der Vollendung ihrer Hauptwerke hindern. Sie beendete den bedeutenden Liederzyklus ‚Clairières dans le Ciel'. Zwei Jahre nach Kriegsausbruch fuhr sie ein zweites Mal in die Villa Medici, diesmal in Begleitung ihrer Schwester Nadia. Hier vertonte sie die beiden Psalmen ‚La Terre appartient à l'Eternel' und ‚Ils m'ont assez opprimé'. Wieder zurück in Paris widmete sie sich ihrem letzten großen Werk: der Vertonung des Maeterlinck-Dramas ‚Princesse Maleine', das allerdings ein Fragment blieb. Lili Boulanger starb am 15. März 1918 im Alter von nur 24 Jahren. Außer den erwähnten Vokalwerken komponierte sie Klaviermusik, Kammermusik und einige Orchesterwerke.

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