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Die taubengrauen Schwestern ...

... Charlotte, Emily und Anne Brontë

Stürmische Höhen - Die Brontës aus Yorkshire

Ihre Heimat war das bescheidene Pfarrhaus im Städtchen Horwarth, das hinter einer Kirche direkt auf dem Friedhof lag. Undenkbar, dass aus dieser Abgeschiedenheit große Literatur kommen sollte. Dass sie von Frauen geschrieben wurde, war im 19. Jahrhundert eine Sensation.

Diese Landschaft, die sie liebten und von der sie sich nie wirklich lösen konnten, ist nicht nur Beiwerk in ihren Romanen und Gedichten. Sie bestimmt die Handlung ihrer Personen und ist Spiegel der Emotionen.

Einsam über die weiten Moore
Das Pfarrhaus von Haworth in Yorkshire war die Heimat der Brontë-Schwestern. Die moorigen Hochebenen, die öden, nur kurze Zeit farbigen Heideflächen und endlos scheinenden Hügel waren die Landschaft, in der sie aufwuchsen. Schon als Kinder durchstreiften sie stundenlang ihre Umgebung, wanderten einsam über die weiten Moore. Zu den Dorfbewohnern hatten sie keinen Kontakt. Sie blieben unter sich, vertraute Umgebung waren das Pfarrhaus, die abweisende Landschaft, die einsamen Täler und Hochebenen. Sie fühlten sich wohl in dieser unberührten Natur.

Für Emily war diese raue, windige, kalte und graue Landschaft lebensnotwendig. Sie wurde krank, wenn sie versuchte, als Gouvernante anderswo als in Haworth zu leben. Charlotte schrieb über sie: "Jeden Morgen, wenn sie erwachte, bedrängten sie die Erinnerungen an Zuhause und an die Moore und verdunkelten den Tag, der vor ihr lag. Ich fühlte es in meinem Herzen, dass Emily sterben würde, wenn sie nicht nach Hause zurück kehrte."

Dunkle Nächte, ewiger Regen
Dieses tiefe Gefühl, das Emily und Charlotte mit der Landschaft, in der sie lebten, verband, schlägt sich auch in allen ihren Büchern nieder. Die Landschaft Yorkshires, in der sie aufwuchsen, ist nicht nur der Handlungsort ihrer Romane. Die Charakteristik dieser Landschaft prägt mit ihrer Kargheit und Härte, den dunklen Nächten, dem ewigen Regen und den häufigen Stürmen ihrerseits die Stimmungen der handelnden Personen. Die Romanheldinnen durchstreifen, Trost suchend, verzweifelt, düstere Moore, karge Heideflächen und erkennen sich in deren Einsamkeit wieder. Aber auch die Leidenschaften, Liebe und Hass vor allem, die diese Romane prägen, finden ihre Entsprechungen im Wüten der Natur, in Stürmen, sintflutartigen Regengüssen und Feuersbrünsten.

Nicht umsonst heißt der Titel des Hauptwerks von Emily "Sturmhöhe". Der Hof Wuthering Heights, in dem die Geschichte spielt, steht auf einem einsamen kahlen Felsplateau, von Stürmen umtost, Stürmen, die im Inneren dieses Hauses, im Leben der Personen, die es bewohnen, wiederkehren in der Form grenzenloser Liebe und abgrundtiefen Hasses.

Charlotte Brontë: "Jane Eyre"
Die Waise Jane Eyre wächst bei ihrer Tante auf, die sie sehr schlecht behandelt und schließlich in eine Waisenschule abschiebt - hier beschreibt Charlotte Brontë die grausamen Zustände, die sie selbst in der Schule von Cowan Bridge erlebt hat und an deren Folgen ihre beiden älteren Schwestern starben.

Mit 18 Jahren tritt Jane eine Stelle als Gouvernante im Haus des impulsiven, jähzornigen Edward Fairfax Rochester an, wo sie seine uneheliche Tochter betreuen soll. Die beiden verlieben sich ineinander, aber zwischen ihnen steht die geistesgestörte Frau Rochesters. Erst als diese das Herrenhaus anzündet und darin verbrennt, finden die beiden Liebenden zueinander.

Eine für den heutigen Geschmack sehr melodramatische Geschichte, mit der Charlotte Brontë aber den Nerv ihrer Zeit traf. Mit ihrer Hauptfigur Jane Eyre entwarf sie ein Frauenbild, das konträr zum gängigen viktorianischen der Zeit stand. Die Frau wurde damals normalerweise als die große Dulderin begriffen, die alles stillschweigend erträgt und sich um den Herd und die Kinder kümmert. Jane Eyre dagegen ist eine Frau, die sich trotz widriger Umstände und vieler Schicksalsschläge in dieser Gesellschaft selbst behauptet. Sie ist stark, die Männer sind das schwache Geschlecht - eine für die damalige Zeit sensationelle Botschaft

Emily Brontë: "Sturmhöhe"
Der Besitzer des einsamen, in der Moorlandschaft Yorkshire gelegenen Hofs Wuthering Heights zieht das Findelkind Heathcliff zusammen mit seinen Kindern Cathy und Hindley auf. Cathy und Heathcliff verlieben sich ineinander. Als Cathy aber den kultivierten Edgar Linton heiratet, verlässt Heathcliff gedemütigt den Hof. Jahre später kehrt er als reicher Mann zurück. Er rächt sich fürchterlich: Erst ruiniert er Hindley, dann heiratet er Lintons Schwester, die er so niederträchtig behandelt, dass sie davon läuft, und schließlich treibt er Cathy in den Tod. Am Ende versucht er, Cathys Tochter mit seinem eigenen Sohn zu verheiraten und die beiden dann gegeneinander aufzuhetzen. Am Ende stirbt er unter mysteriösen Umständen.

Dieses Buch erzählt von einer fremden, rätselhaften Welt, zeigt menschliche Abgründe in einem für die damalige Zeit schockierenden Realismus. Die Handlung ist psychologisch raffiniert aufgebaut, die moralischen Regeln sind außer Kraft gesetzt. Das dramatische Geschehen zieht den Leser in die Geschichte hinein, Hass und Leidenschaft und die daraus entstehenden Konsequenzen bieten ein bedrohliches, packendes Bild.

Zu seiner Zeit wurde der Roman nicht verstanden, erst später wurde erkannt, dass dies wohl der bedeutendste Roman der Brontë-Schwestern ist.

Anne Brontë: "Agnes Grey"
Annes Heldin versucht als Erzieherin unterzukommen und so ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das misslingt immer wieder, denn sie kann sich nicht mit den Herrschenden arrangieren.

Die Geschichte ist sehr einfach, farblos erzählt und trägt stark autobiographische Züge. Anne Brontë profitierte sicherlich vom Ruhm ihrer Schwestern, sonst wäre sie vermutlich heute vergessen. Jedenfalls gilt "Agnes Grey" als der bei weitem schwächste Roman der Brontë-Schwestern.

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