Alexander von Zemlinsky (1871 - 1942)
Alexander von Zemlinsky wurde am 14. Oktober 1871 in Wien geboren. Nach einem Klavier- und Kompositionsstudium am Wiener Konservatorium, wo er unter anderem von Anton Door und Johann Nepomuk Fuchs unterrichtet wurde, hatte Zemlinsky zahlreiche Stellungen als Operndirigent inne: Seit 1899 war er Kapellmeister am Carltheater in Wien, von 1904 bis 1911 an der Wiener Volksoper, wobei er einem Ruf Gustav Mahlers folgend für ein Jahr an die Wiener Hofoper wechselte (1907/08). Anschließend war er Opernleiter am Deutschen Landestheater in Prag, dann Leiter der Meisterklasse für Komposition an der neu gegründeten Deutschen Musikakademie Prag (ab 1920). Im Jahre 1927 ging er für drei Jahre als Kapellmeister an die Berliner Krolloper, zuletzt war er noch als Gastdirigent der Berliner Staatsoper und Lehrer an der Berliner Musikhochschule tätig. Zugleich engagierte sich Zemlinsky gemeinsam mit Arnold Schönberg in verschiedenen Vereinen zur Förderung Neuer Musik, bereits im Jahre 1904 hatten die beiden in Wien die Vereinigung Schaffender Tonkünstler gegründet. Auch war Zemlinsky Präsident des Prager Vereins für musikalische Privataufführungen, der in Anlehnung an Schönbergs Wiener Gesellschaft 1921 gegründet worden war. Nach dem Machtantritt Adolf Hitlers floh Zemlinsky im Jahre 1933 von Berlin nach Wien, wo er das Neue Wiener Konzertorchester leitete und sich ganz dem Komponieren widmete. Einige Monate nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich emigrierte der Komponist Ende 1938 in die USA. Im amerikanischen Exil erlitt Zemlinsky, der psychisch und körperlich bereits angeschlagen war, im Jahre 1939 einen ersten Schlaganfall, am 15. März 1942 starb er in Larchmont, New York. Großen Einfluss auf sein Schaffen hatten neben Johannes Brahms und Richard Wagner vor allem Gustav Mahler und Arnold Schönberg, mit denen er auch freundschaftlich in engem Kontakt stand. Zemlinsky und Schönberg, die sich vermutlich im Winter 1895 kennengelernt hatten, verkehrten zusammen im Hause Mahlers. Einige Zeit lang gab Zemlinsky dem Freund Schönberg auch Kompositionsunterricht und stand diesem bei seinen ersten Werken ratsam zur Seite. Vertieft wurde das Verhältnis im Jahre 1901durch die Heirat Schönbergs mit Zemlinskys Schwester Mathilde. Viele Jahre später kam es jedoch zum Bruch mit Schönberg, der sich immer mehr der Zwölftontechnik zuwendete. Als bedeutender Kompositionslehrer seiner Zeit unterrichtete Zemlinsky auch Anton Webern, Alma Schindler, die spätere Frau Mahlers, sowie Erich Wolfgang Korngold. Alexander von Zemlinsky, dessen Musik stilistisch zwischen Spätromantik und Neuer Musik einzuordnen ist, hat sich vorwiegend als Komponist von Bühnenwerken betätigt. Neben acht Opern (u.a. "Der Traumgörge", "Kleider machen Leute", "Eine florentinische Tragödie", "Der Zwerg/Der Geburtstag der Infantin", "Der Kreidekreis") schuf er Orchesterwerke, darunter die "Lyrische Symphonie", eine Reihe von Liedern sowie Chor- und Kammermusik. Trotz Abkehr von der traditionellen Harmonik bewegte sich Zemlinsky musikalisch stets innerhalb der Grenzen der Tonalität, er vollzog nicht den Übergang zur Atonalität der Zeiten Wiener Schule. Durch seine Grenzposition zwischen spätromantischer Tonsprache und Moderne wurde er von der Avantgarde lange Zeit unbeachtet als ‚Spätromantiker' abgetan. Erst in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts setzte eine Neuentdeckung seiner Werke ein, insbesondere auf dem Gebiet der Oper. Heute gilt Zemlinsky als einer der wichtigsten österreichischen Komponisten. |