Edgar Varèse (1883 - 1965)
Er war der Vorreiter elektronischer Musik im Bereich der klassischen Musik. Trotzdem werden seine Werke heute nur selten aufgeführt. Edgar Varèse wurde am 22. Dezember 1883 in Paris geboren. Er studierte Komposition und Klavier bei d'Indy an der Schola Cantorum (1903-1905) und im Anschluss daran bis 1907 bei Charles Widor am Paris Conservatoire. Nach Abschluss seiner Studien siedelte Varèse nach Berlin über, wo er enge Kontakte zu Richard Strauss und Ferruccio Busoni pflegte. Dort blieb er bis 1913 und gelangte dann, zwei Jahre später, über Paris nach New York. Fast alle bis dahin von ihm verfassten Kompositionen gingen aber verloren. Übrig blieb nur ein einziges Lied und die Orchesterpartitur der Bourgogne von 1908, die er später selbst verbrannte. Varèses überliefertes Oeuvre beginnt deswegen erst mit den Amériques für großes Orchester aus dem Jahr 1921. Trotz der kompositorischen Neuerungen eines Debussy und Strawinsky entwickelte er hier eine gänzlich neue Welt von Klängen, geprägt von einer Vielzahl dissonanter Akkorde und einer komplexen rhythmischen Polyphonie. 1921 gründete Varèse zusammen mit Carlos Salzedo die ‚Internationale Komponistenvereinigung', die die Erstaufführung einiger seiner Werke - vor allem kammermusikalischer Natur - ermöglichte. Gleichzeitig entstanden weitere Orchesterwerke im Stile der Amériques wie Hyperprism (1923), Intégrales (1925) und Arcana (1927), sein heute populärstes Werk. In den Jahren 1928 bis 1933 folgte ein langer Parisaufenthalt, während dessen die Ionisation percussion orchestra entstanden. Es war das erste europäische Werk, das fast gänzlich auf temperierte Klänge verzichtete. Gleichzeitig verfolgte Varèse mit großem Interesse die Entwicklung elektronischer Musik und derer Instrumente. Früh bezog er solche Instrumente wie die ‚Ondes Martenot' in seine Kompositionen mit ein. Von 1936 an folgte eine fast 20 Jahre dauernde Phase, in der Varèse nur sporadisch unterrichtete, aber kein einziges Stück Musik komponierte. In der Folgezeit, ab 1956, schrieb er dann Werke, die die Errungenschaften der elektronischen Musik sehr stark mit einbeziehen; so beispielsweise Dèserts (1954) für Holzbläser, Schlagzeug und Tonband oder das Poéme électronique (1957/58). Während der letzten Lebensjahre verarbeitete Varèse vor allem Themen wie Nacht und Tod in seiner Musik, was sich in seinem unvollendeten Stück Nocturnal für Stimme und Kammerorchester von 1961 am deutlichsten widerspiegelt. Am 6. November 1965 starb Edgar Varèse in New York. |