Arvo Pärt (1935)
Der Komponist Arvo Pärt wurde am 11.9.1935 in Paide (Estland) geboren. Von 1958 bis 1967 war er Tonmeister am estnischen Rundfunk, wo er Filmmusiken schrieb. Er studierte Komposition am Konservatorium Tallinn bei Heino Eller und lebte von 1967 bis 1980 als freischaffender Komponist in Tallinn. 1980 emigrierte Pärt in den Westen nach Wien und kam 1981 nach Berlin, wo er heute als freischaffender Komponist lebt. Seine ersten Werke komponierte Pärt in der Zwölftontechnik, z.B. "Nekrolog" (1961) für Orchester. Seine Werke stießen in der früheren Sowjetunion auf starke Kritik, die in einem Verbot seiner religiösen Kompositionen gipfelten. Pärt wandte sich später von der Zwölftonmusik ab und arbeitete lange mit Collagen. Er vermischte eigene und fremde Musik, wozu er auch oft Zitate von J. S. Bach verwandte. Der Weg der Collagentechnik endete für Pärt mit dem Werk "Credo" (1968, für Chor, Orchester und Soloklavier), in welchem die Bachzitate ein Übergewicht bekamen. Daraufhin unterbrach Pärt seine Arbeit für mehrere Jahre, zu der er erst nach einer intensiven Beschäftigung mit der Gregorianik wieder zurück fand. Nicht nur faszinierte ihn die Klarheit und Absolutheit dieser Musik, sondern fand er auch in der Religion, wonach er gesucht hatte. Ursprünglich Lutheraner, konvertierte er zur russisch-orthodoxen Kirche. Doch die musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten fand er eher in der katholischen Liturgie, was schon die von ihm gewählten Werkbezeichnungen "Passion", "Stabat mater", etc. deutlich machen. Pärt entwickelte eine Kompositionstechnik, die er als Tintinnabuli-Stil bezeichnete. Die Bezeichnung Tintinnabuli (lat.: Glöckchen) deshalb, weil der Klang der Musik an Kirchenglocken erinnert. Dieses sehr umfangreich ausgearbeitete Kompositionssystem nutzt den Dreiklang als grundlegendes Material einer Komposition. Seine jüngeren, im Tintinnabuli-Stil komponierten Werke zeichnen sich durch Kargheit, Stille, Ruhe, Religiösität, Dissonanzenarmut und Harmonie aus; der krasse Gegensatz zu seinen kompositorischen Anfängen. Dieser Weg ist geprägt von der religiösen Haltung und künstlerischen Demut Arvo Pärts. Zur 750-Jahr-Feier des Kölner Domes 1998 komponierte Pärt eine Messe. |