"Henry´s Steckbrief"
Rasse: Westfälisches Kaltblut
Größe: (April 2006) 147 cm Stockmaß
Geschlecht : Wallach
Henry wurde am 11.03.2006 um 13:15 Uhr im Stall kastriert. Es war eine Stankastration die ohne jegliche Komplikationen verlief. Henry verkraftete sie sehr gut und bereits nach 3 Tagen buckelte und galoppierte er wieder übermütig umher.
Ich habe mich sehr bewusst dafür entschieden, da ich ihn nicht zur Zucht zulassen wollte und in unserem Stall viel mehr Stuten als Wallache stehen. Ich bin der Meinung: "lieber einen glücklichen Wallach als einen traurigen einsamen Hengst!". So kann er nun sein Leben frei von Hormonstress und Druck in einer gemischten Herde genießen und hat nicht die letzte, dunkelste Box im Stall, weitab von den anderen Pferde, so wie es manch bedauernswerter Reithengst erleben muss.
Eigenschaften:
"Henry" ist ein sehr intelligentes Jungpferd. Er beobachtet alles was um ihn herum geschieht sehr genau um dann plötzlich "zuzuschlagen". Ein Beispiel: Beim Anbinden mittels meines "Pferdesicherheitsknoten" legte er 3 tage lang den Kopf schief und schaute mir dabei immer über die Schulter. Am vierten tag schubste er mich leicht weg und dröselte den Knoten in einer sagenhaften Geschwindigkeit wieder auf, schaute mich an und ließ mit einer absolut coolen Gelassenheit den Strick vor meine Füße fallen! ...
Longiergurt und Satteldecke zieht er sich mit einer blitzschnellen Geschwindigkeit vom Rücken und wirft sie mit einem großen Schlenker weit weg! Wenn ich nicht schnell genug bin, schafft er das mühelos 5x hintereinander! *grummel* Er lernte rasend schnell Kommandos, meine Körpersprache, einige Kunststückchen und allerlei blödes Zeug zb. das Reitplatzgatter das mit einer Kette gesichert ist zu öffnen, die Abäppelschaufel hochzuheben und mir anzureichen und meinen Jackenreißverschluss hoch und runter zu ziehen. Die Bäuerin war schon der Meinung das er bald den Reitplatz alleine abmisten könnte und wir uns derweil auf die faule Haut legen können!
Charakterstärken
Er ist sehr neugierig, verspielt, verschmust, sehr verträglich allen Pferden ggü., aufmerksam, seinen Bezugspersonen gegenüber sehr vertrauensvoll, gelehrig und gehorsam.
Charakterschwächen
wenn man denn von "Schwächen" reden kann! Er ist fremden Personen gegenüber recht misstrauisch und vorsichtig, führt auch schon mal dazu das er dass sich-anfassen-lassen" verweigert und Abstand nimmt. Er kann teilweise recht stur und dickköpfig sein und sich nach Kaltblutart auch mal etwas länger "bitten" lassen. "Henry" ist in plötzlichen, neuen Situationen schnell unsicher und reagiert mitunter ziemlich ängstlich, hat eine gewisse "Weglauf-Tendenz", die man meist daran erkennt das der Kopf immer höher kommt, er das berühmte "Schnarchen" anfängt und seitwärts piaffiert. Dann bringt auch das feinste Leckerli ihn nicht mehr zur Vernunft. Da heißt es nur noch beruhigen und einen langsamen geordneten Rückzug antreten!
Futteraufnahme
Das ist bei dem kleinen so eine Sache. Anfangs verschmähte er einfach alles außer Heu und Gras. Heute ist er ein wahrer Gourmet, der sich erstmal die Speisekarte zeigen lässt bevor er sich entscheidet. Was er gestern mit Begeisterung futterte, ist heute allenfalls Abfall für die Rinder. Das gleiche gilt für unangenehmes oder unfaires Verhalten von meiner Seite. Fühlt er sich unfair behandelt oder genötigt (zb.Wurmkur, klaps auf den Hintern bei schwereren Vergehen) wird ein Friedensangebot in Form einer Möhre, eines Apfels oder Leckerlis angeboten, so kann man sich hundertprozentig darauf verlassen das dies nicht einmal beschnuppert wird, sondern nur der kopf mit vor Ekel verzogenen Lippen weggedreht wird... das dauert dann schon mal eine gute halbe stunde bis er sich wieder einkriegt! *seufz* .
Sein Futter besteht aus : Jede Menge Heu, Weizenstroh, Äpfel, Möhren, Quetschhafer 500 gr. tägl., Höveler Country-Müsli 500 gr.tägl. sowie Blattin Mineral/Vitaminmischung (50gr. tägl) und BT-Pellets (ca.100 gr. tägl.) Zeitweise bekommt er noch einen Schuss Sonnenblumen oder Distelöl übers Futter. Die Futterangaben beziehen sich auf die kältere Jahreszeit und wird zur Weidesaison wieder langsam umgestellt.
Verträglichkeit
"Henry" ist durch sein viel zu frühes Absetzen (mit 3 Monaten !) recht anhänglich was andere Pferde angeht. Er verträgt sich mit jedem Pferd im Stall, ob Stute, Wallach, Rentnerpferd oder Jungspund, Pony oder Riesenwarmblut...Hauptsache Pferd!
Ich erkenne keine Tendenz zum "kleben" und beuge dem weiterhin mit vielen kleinen und kurzen Ausflügen und Spaziergängen dementsprechend vor. In der Anfangszeit wo ich ihn hatte, war er sehr lethargisch und apathisch, stand stundenlang auf der gleichen Stelle wo ich ihn auf dem Paddock abgestellt hatte, nahm weder Sozialkontakte zu den Herdengenossen auf, noch nahm er die Umwelt wahr. Das hat sich innerhalb von 3 Monaten sehr geändert. Er ist an jedem Pferd, und an jedem Umweltreiz interessiert, spielt stundenlang mit seinem Ponyfreund "Struppi" und zeigt ein immer selbstbewussteres und vor allem sicheres Auftreten. Ich wechsele seine Spielpartner so oft wie möglich, damit er mit so unterschiedlichen Pferden wie möglich Kontakt hat um sein Sozialverhalten "auszubauen". Im Klartext er kennt Rentnerpferde, Fohlen, Stuten, Mutterstuten, Wallache, Ponys usw.
Erziehung/Training/Ausbildung
Zunächst sollte man sich, bevor man sich für ein Fohlen entscheidet sicher sein, was das Ziel ist. Was will man erreichen, was soll vermieden werde, wie werde ich meine Ziele realisieren können, Woran könnte es scheitern, wie kann ich scheitern entgegenwirken?
Mein Ziel ist ein gelassener, vertrauensvoller Freizeitpartner der Spaß an der Zusammenarbeit mit Partner Mensch zeigt, seine "Arbeit" gerne und mit Fleiß verrichtet. Die Beziehung zu meinem späteren Reitpferd soll durch gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt sein, doch dies ermöglicht nur eine konsequente, liebevolle und gewissenhafte Ausbildung. Diesen Grundstein legt man bereits mit dem ersten Kontakt zum fohlen und den darauf folgenden Jahren mit all seinen kleinen weiteren Schritten und Etappen, sei es das Führtraining das von den Stallkollegen belächelt wird, die Bodenarbeit, das Spazierengehen oder das Hufe-geben-lernen!
Jeder Schritt baut auf den nächsten auf. Die wahre Kunst ist meiner Meinung die Gradwanderung zwischen Unterfordern und Überfordern, besonders bei Jungpferden die sich als sehr gelehrig und intelligent erweisen, da neigt man schnell zu "größeren Sprüngen" weil das Fohlen ja so schnell lernt und so gut mitmacht. Ich persönlich halte eine Arbeitssequenz von 10 Minuten Führtraining für einen Jährling für völlig ausreichend. Es sollte immer mit einem guten Ergebnis abgeschlossen werden um dem Tier Sicherheit zu geben und ihm den Spaß an der "Arbeit" zu erhalten. "Henry" wir intervallmässig "gearbeitet" d.h. 1 Tag Bodenarbeit, 1 Tag "Urlaub" 1 Tag Führtraining, 1 Tag "Urlaub", 1 Tag wieder Bodenarbeit usw.
Der kleine bekommt ziemlich viel "Input" was erst verarbeitet werden muss, also kann er somit den Kopf mal wieder frei machen und sich vom konzentrieren erholen, bei der nächsten Sequenz wird das gelernte wieder abgerufen und ein neuer Schritt erarbeitet. Mit dieser Methode komme ich und mein Fohlen bisher am besten zurecht.