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GusGus

vs. T-World

Released 2000
Produced by Biggi Veira

  1. Anthem
  2. Northern Lights
  3. Earl Grey
  4. Purple
  5. Rosenberg
  6. Sleepytime
  7. Esja

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Isländische Grooves gegen den Rest der T-Welt

Eine Geschichtsstunde haben wir hier also in der CD-Hülle liegen. Damals, als die Neunziger noch in ihren Kinderschuhen steckten und die beiden großen Jugendbewegungen Techno und Grunge noch das Avantgarde-Lätzchen trugen, bemerkten zwei junge Menschen irgendwo auf einer Insel im Nordpolarmeer ihre gemeinsamen Interessen. Ein House-DJ und ein Computerspezialist - das ist der Stoff, aus dem später in den Neunzigern die Hits wurden, wenn man das hübsche Gesicht, das ein paar Zeilen dazu singt, erst einmal gefunden hatte. Gefunden haben DJ Herb und Biggi Veira allerdings vor allem eins: jede Menge eigene Ideen. Ihre Einflüsse, die unüberhörbar auf die Namen Depeche Mode und Kraftwerk horchen, und aus Nordamerika und dem weit im Süden liegenden Europa herüber schwappende Elemente von House und Techno, vermengten sie zu einem schmackhaften Groovesüppchen.

Ein gewisser Darren Emerson, jüngst bei Underworld ausgestiegen, entdeckte das Duo, das damals noch den Namen Tworld trug, und signte es vom Fleck weg für sein Label. Der Song "Anthem" trug die Bezeichnung Hymne vollkommen zurecht und wurde ein Kultklassiker in eingeweihten Kreisen. Zwischen Downbeat und Deep House perlen immer wieder neue Ideen aus den Boxen und selbst nach fast zehn Jahren wirkt der Song taufrisch. Die minimalistischen Arrangements der immer interessant bleibenden Instrumentaltracks nehmen das elektronische Instrumentarium bei der Hand und geleiten den Hörer über tiefes Baßgeblubber, zwinkernde Bleeps und trockene Beats, die sich gewaschen haben.

Für die Entwicklung der Stücke lassen sich Tworld immer wieder Zeit und schaffen es trotzdem, die Spannung zu erhalten. Zwischen viereinhalb und über elf Minuten dauern die einzelnen Tracks und werden nicht müde, mit überraschenden Elementen, die man sich auch heute in mancher Dancefloorproduktion wünschen würde. Genau das sind diese Tracks: Dancefloormusik vom allerfeinsten. Kein Wunder also, daß jetzt, nachdem die Band GusGus, die sich aus Tworld anläßlich der Produktion eines Filmes, für den Tworld den Soundtrack beisteuern sollten, entwickelten, sich Gehör verschafft hat, die jahrelang verschollenen Juwelen von der Schatzinsel Island geborgen wurden.

Ob es sich jetzt um das schwelgerische "Purple", das abstrakt pluckernde "Esja", das verspielte "Sleepytime" oder das an das grandiose "Go" von Altmeister Moby gemahnende "Rosenberg" handelt, zeigen hier zwei Isländer dem Kontinent, wie sich Musik anhört, die intelligent ist und trotzdem in die Beine fährt, wie ein gut gezielter Stromstoß. Doch nicht nur auf der Tanzfläche funktionieren diese fremden und doch so vertrauten Klangwelten hervorragend. Auch als entspannende Musik für Zuhause oder als Untermalung einer Autofahrt durch den milden Frühlingsregen ist sie bestens geeignet. Die befreiende Wirkung, wenn der Regen erst einmal wieder nachgelassen hat, ist hier sogar inbegriffen.