Tori Amos |
Scarlet's Walk |
Released 2002 |
|
So ganz wird sie es vielleicht nie loswerden, das Image der kleinen Schwester von Kate Bush, obwohl die ja schon seit Jahren nichts mehr von sich hat hören lassen und Tori Amos nicht erst mit Scarlet's Walk eigenes küntlerisches Profil gewinnt. Vielmehr scheint sie vor allem als Songschreiberin sehr von der Arbeit an Strange Little Girls (2001), ihrem exorbitanten Album mit Coverversionen zu profitieren, was letztlich auch der Interpretin Amos zugute kommt. Nicht, dass nun die öffentliche Introspektion nicht mehr stattfinden dürfte -- oder sollte. Schließlich kaufte die treu ergebene Gefolgschaft, die die Pfarrerstochter mit dem Faible für Rockbands vom Schlage Led Zeppelin gleich mit ihrem 1991er Debütalbum Little Earthquakes an sich binden konnte, selbst das eher schwierige Boys For Pele in den Platin-Himmel.
Das bebende, bekennende, ja brennende Pathos und die psycho-emotionale Nabelschau allerdings, das die Platten (von den Konzerten ganz zu schweigen) bisher grundlegend ausmachte, das immerwährende Kreisen um den Planeten Tori also, findet auf Scarlet's Walk im erweiterten Orbit statt. Auf den ersten Moment überraschend mag erscheinen, dass der emotionale Gehalt der Songs gerade durch ihr Fließen mehr Nähe erzeugt, ohne sich deshalb in aufgeblasenen Banalitäten zu erschöpfen oder den Mut der Amos zur expliziten Sprache aufzuweichen. Eine typische Tori-Amos-Platte, wie sie so doch noch keine gemacht hat. --Rolf Jäger