Das Stillen von Babies mit Down-Syndrom
Leider kommt es immer noch vor, daß Müttern
von Neugeborenen mit Down-Syndrom gleich nach der Geburt gesagt
wird, daß Stillen habe bei ihrem Baby sowieso keinen Zweck.
Kinder mit DS könnten nicht saugen, seien einfach trinkschwach.
Dabei ist gerade für diese Babies das Stillen ganz besonders
wichtig: Durch das intensive Saugen wird die oft schwächere
Mundmuskulatur gestärkt. Der Aufbau des Immunsystems, oft auch
ein Problem bei Kindern mit DS, wird unterstützt. Darüber
hinaus kann das Stillen auch sehr helfen, gerade nach einer überraschenden
Diagnose direkt nach der Geburt, von vornherein eine gute Mutter-Kind-Beziehung
aufzubauen. Das heißt, die Vorzüge, die das Stillen ja sowieso
für ein Kind hat, sind bei Babies mit DS eher noch bedeutender.
Und es klappt (fast) immer! Manchmal ganz ohne Probleme wie bei
jedem anderen Baby auch, manchmal mit ein paar Hindernissen, die
man aber überwinden kann. Das sollen auch unsere zwei
Erfahrungsberichte belegen:
1) Anke mit Elias:
Direkt nach der Geburt habe ich Elias angelegt. Er hat auch fast
sofort getrunken, obwohl sein Saugen vielleicht etwas schwächer
und weniger energisch war als bei seinen Geschwistern. In den
ersten etwa zwei bis drei Wochen war Elias allerdings recht schläfrig.
Gut, daß die Hebamme uns so toll unterstützt hat und uns riet,
ihn alle 2-3 Stunden energisch zum Trinken zu wecken. Manchmal
reichte es, ihn hochzunehmen, ab und zu mußten wir ihm auch die
Füßchen waschen, um ihn wachzubekommen. Nach dieser ersten Zeit
hat sich das Stillen eingespielt wie bei meinen anderen Kindern
auch. Zweimal hatte ich in der ersten Zeit allerdings eine
Brustentzündung, aber das hing wohl eher mit meiner etwas
hektischen und angestrengten Informationssuche am Anfang zusammen
als mit Besonderheiten von Elias beim Stillen.
Ich habe Elias ein halbes Jahr voll gestillt und dann langsam andere Nahrung eingeführt. Auch das war wichtig, denn manchmal kann es Probleme beim Übergang auf feste Nahrung geben, wenn man die sensible Phase dafür verpaßt. Hier hatten wir eine kompetente Krankengymnastin, die uns aufmerksam gemacht hat auf diesen Zusammenhang. |
Elias hat sich mit 19 Monaten mit leichter Überzeugungshilfe von
meiner Seite abgestillt.
2) Mathilde mit Felix:
Felix mußte nach einem Notkaiserschnitt in der 35. SSW auf die
Intensivstation eines anderen Krankenhauses verlegt werden. Durch
den Kaiserschnitt war ich ans Bett gefesselt und konnte mein Kind
10 Tage lang nicht sehen. Die einschießende Muttermilch habe ich
abgepumpt. Der Muttermilchbote brachte sie dann zur Sondenernährung
zu Felix. Am 2. Tag nach der Geburt wurde mir dann auch die
Diagnose "Down-Syndrom" mitgeteilt.
Als ich Felix am 11. Tag endlich besuchen konnte, setzte die
Klinik zwar die Sondenernährung fort, aber ich versuchte
gleichzeitig, ihn anzulegen. Nach einigen Wochen, in denen er
auch von Sondenernährung auf die Flasche überging, machte er
eigene Saugversuche an der Brust. Wir stellten fest, daß er mit
einem Stillhütchen besser zurecht kam. Da ich mit dieser Methode
auf Dauer nicht zufrieden war - zu unpraktisch -, versuchte ich
immer wieder, Felix richtig anzulegen. Mit 6-7 Wochen war er dann
kräftig genug! Dann klappte es einfach immer besser.
Felix wurde bis zum 8. Monat voll gestillt.
Unsere zwei Berichte machen vielleicht schon deutlich, daß
gerade der Anfang des Stillens bei Babies mit DS ganz
unterschiedlich verlaufen kann. Sie sind eben genau solche
kleinen individuellen Personen wie andere Kinder auch! Wir möchten
damit aber auch Mut machen, das Stillen auf keinen Fall zu
schnell aufzugeben!
Anke und Mathilde
Auf folgender Website finden sich gute Hinweise zum Stillen von Babies mit DS:
http://www.nmaa.asn.au/bfinfo/down.html
Es handelt sich um eine Seite der Nursing Mothers Association of Australia, deshalb leider in Englisch, aber sehr lesenswert!