Der nachfolgende Artikel von Dr. Gernot Starke erschien in der Sun-News Ausgabe 4/1997 und dient dem Object Reality Center der Schumann AG als success story. |
Java als wegweisende Integrationslösung im Risikomanagement
Das Intranet als Medium zur effizienten Applikationsintegration ist in einem bedeutenden Projekt erneut auf dem Weg, die hohen Ansprüche zu erfüllen. Die Client-Seite des neu entwickelten Risk-Management-Systems ANATOL (steht für Risiko Analyse Tool) der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel Bank basiert zu großen Teilen auf moderner Intranet-Technologie.
Innerhalb dieses umfangreichen Systems kommen unterschiedliche Arten von Softwarekomponenten zum Einsatz. Teilweise handelt es sich dabei um Standardsoftware, teilweise um vorhandene Legacy-Systeme. Einige Teile der Gesamtlösung werden von Grund auf neu entwickelt. Vor einem solchen Hintergrund kommt der Integration existierender Softwarekomponenten und Datenbestände besondere Bedeutung zu.
Für die ANATOL-Anwender fordert Jürgen Dedorath, Projektleiter der HYPO-Bank, daher die durchgängige Nutzung der Intranet-Technologie: "Der Browser als einheitlicher Zugang zum Gesamtsystem bietet unschätzbare Vorteile, sowohl für die Implementierung als auch die spätere Nutzung". Die zukünftigen ANATOL-Nutzer erhalten somit eine ergonomische Bedieneroberfläche mit einheitlichem Look-and-Feel. Die im Hintergrund agierende Client/Server-Architektur mit ihren verschiedenen und heterogenen Backend-Systemen bleibt dabei völlig transparent. Bei zukünftigen Skalierungen der Gesamtarchitektur muß der Client nicht verändert werden.
Die ANATOL-Systemkomponenten
Zentrale Schaltstelle in ANATOL bildet die finanzmathematische Basissoftware, die sogenannte Risk Engine. Bei der HYPO-Bank kommt an dieser Stelle das RiskWatch-System der Firma Algorithmics mit seiner RiskBrowser API zum Einsatz. Hierauf aufbauend können intensiv die vielfältigen Möglichkeiten der Browser - Clients genutzt werden, insbesondere zur Visualisierung von Ergebnisdaten.
Große Bedeutung innerhalb des Gesamtprojektes besitzen daneben die auf Mainframe und dezentralen Servern vorhandenen Datenbestände. "Diese nahtlos zu integrieren heißt, langfristige Investitionssicherung zu betreiben", so Jürgen Dedorath. Als probates Mittel für ANATOL erwies sich hierbei die Java-Technologie. Unterstützt von den Intranet-Experten des Object Reality Centers (ORC) der Schumann Unternehmensberatung AG gelang es Dedoraths Team, die proprietäre Altanwendung zur Parameterpflege innerhalb von nur 3 Monaten als eine moderne, objektorientierte Java-Lösung neu zu implementieren.
Zwei Aspekte waren dabei für die ORC-Experten von besonderer Bedeutung: Einerseits wünschten sich die Hypo-Banker eine ergonomische und flexible Benutzeroberfläche, andererseits sollte sich die Architektur der Janatol (für Java-Analyse-Tool) genannten Anwendung für zukünftige Änderungen offen zeigen.
Hoher Mehrwert für Anwender und Betreiber
Sowohl für Anwender als auch für Betreiber bietet die neue Lösung eine Reihe entscheidender Vorteile. Einerseits ermöglicht die anwendungsorientierte und ergonomische Bedieneroberfläche des Systems die effiziente Abwicklung der relevanten Geschäftsprozesse. Einheitliches look-and-feel verbirgt die Komplexität der zugrundeliegenden Basiskomponenten vor dem Anwender.
Seitens der Entwickler und Betreiber entstand mit dem neuen System eine sehr flexible 3-Schichten Client/Server Architektur. Deren hohe Skalierbarkeit bietet genügend Freiraum für Erweiterungen. Darüber hinaus läßt die durch den Einsatz standardisierter Intranet-Technologien verwirklichte Unabhängigkeit das Projektteam der HYPO-Bank in dieser Hinsicht sorglos in die Zukunft blicken. Die Benutzerfreundlichkeit des Systems liegt nach Jürgen Dedorath deutlich über der des Altsystems
Beispiele von Janatol-Masken
Java für kommerziellen Einsatz bereit
Für Ralf Mierbach und Dr. Gernot Starke, Projektleiter des Object Reality Center stand von Beginn an fest, daß Janatol ein 100%-Pure-Java Produkt sein muß. Zur Implementierung der graphischen Benutzeroberfläche kamen daher ausschließlich die Java-Standardbibliotheken in Frage.
Im Laufe des Janatol Projektes bewiesen diese umfangreichen Klassen ihre Einsatzfähigkeit im kommerziellen Umfeld. Auch komplexe und verschachtelte Masken bereiten hier keinerlei Probleme.
Leistungsfähige Connectivity
Ähnlich wie die Realisierung der GUI erwies sich die Anbindung von Janatol an die vorhandenen Backend-Systeme. Einerseits hieß es für Janatol die vorhandenen Datenbestände möglichst einfach und performant nutzbar zu machen. Hierfür liefert Java mit der Java Database Connectivity (JDBC) eine standardisierte Lösung frei Haus.
Andererseits bestand für Janatol die Anforderung, die für das Risikomanagement zentrale Applikation RiskWatch nahtlos in das neue System einzubeziehen. Hierzu griff das Projektteam auf eine Kombination erprobter Intranet-Standardtechnologien zurück: Per Java und CGI findet die Kommunikation mit dem RiskBrowser API statt.
Darüber hinaus bildet die durchgängige Integration vorhandener Host-Applikationen einen wichtigen Bestandteil der gesamten Anwendung. Janatol bindet über das Paket WebConnect Pro der Firma OpenConnect eine ganze Reihe von 3270 Anwendungen ein. Auch hierbei behalten die Anwender den Browser als Anwendungsbasis. Die jeweils gewünschten Host-Masken werden, analog zu allen anderen Teilen des Programms, direkt aus dem Java-Menü aufgerufen. Alle weiteren Aktionen, wie etwa Verbindungsaufbau, Login und Protokollumsetzung, laufen völlig transparent im Hintergrund ab.
Offene Softwarearchitektur
Durch den Einsatz erprobter objektorientierter Design-Patterns als Grundbausteine von Janatol erreichte das ORC eine flexible und offene Softwarearchitektur. Somit bleibt Spielraum für zukünftige Erweiterungen. Auch die Integration verteilter Objekte (gemäß Corba-Standard) stellt für die HYPO-Bank dann kein Problem mehr dar.
Köln, Oktober 1997