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dot com ohne Krawatte?
Bewerbungstrends in der New Economy
Was früher die Unternehmensberatung war, wird immer mehr das Internet-Startup: Traumziel für Bewerber. Schnell Verantwortung bekommen, eine aufregendes Klima, dauernder Wechsel der Herausforderungen, das ist es, was die Bewerber reizt. Grosses Interesse für Startups zeigt auch eine Umfrage unter den Nutzern unserer Karriere- und Startup-Community Squeaker.NET (www.Squeaker.NET) trotz der andauernden Verluste der Technologiewerte an den Börsen: 70 % der Befragten halten eine Karriere im Startup für interessant, davon ein Drittel sogar für "mein Ding" - knapp ein Fünftel wollen sogar selber gründen.
Informationen, wie man sich erfolgreich bei einem Startup bewirbt sind bisher rar. Betrachtet man das unterschiedliche Arbeitsklima im Gegensatz zu etablierten Unternehmen, wird klar, dass der Mitarbeiter und Bewerber für junge, dynamische Internetunternehmen häufig ganz andere Qualifikationen mitbringen muss.
Ist es wichtig die Bewerbung per E-Mail zu schicken? Kann ich die Krawatte beim Gespräch zu Hause lassen? Wie unterscheiden sich die Einstellungsprozesse der New und Old Economy? Selbst aktuelle Bücher, Zeitschriften und Webseiten zum Thema Karriere und Bewerbung liefern hier noch keine ausführlichen Antworten. Ein Grund für Squeaker.NET die Materie genauer zu erforschen:
Online bewerben
E-Mail-Bewerbung oder doch per Post? Bei vielen etablierten Unternehmen macht man immer noch die Erfahrung, dass auf eine E-Mail-Bewerbung gar nicht geantwortet wird oder man den Hinweis erhält, die Unterlagen per "Schneckenpost" einzureichen. Obwohl rund 57 % der deutschen Bewerber bereit sind, Ihre Bewerbung online zu stellen, bleibt laut einer Studie der Düsseldorfer Personalberatung Axis sogar fast jede dritte Online-Bewerbung unbeantwortet. Was sich in der Old Economy erst langsam als Alternative etabliert, gehört im Startup zur Selbstverständlichkeit: Wer seine Bewerbung per Post schickt, erhält direkt ein paar Punkte Abzug, berichtet der Vorstand eines Bonner Software-Dienstleisters. Wer von seinem zukünftigen Arbeitgeber Modernität erwartet, sollte es einfach drauf ankommen lassen: Denn wenn der nicht auf seine Online-Bewerbung reagiert, passt er vielleicht gar nicht zu der Einstellung des Bewerbers.
Zeige Dein Talent, nicht Dein Wissen
So leicht wie im Startup ändern sich nirgendwo die Aufgaben und Arbeitsfelder. Daher legen Startups wert auf Bewerber, die sich leicht an neue Aufgaben anpassen können. Es zählen praktische Erfahrung, Kreativität und flexible Anpassung an neue Gegebenheiten viel mehr als alte Arbeitszeugnisse und graue Theorie. In der Bewerbung sollte man daher möglichst darauf eingehen, wie man mit neuen Herausforderungen umgegangen ist. Auch sollte man seine bisherigen Erfahrungen so darstellen, dass der Personaler sieht, wie übertragbar die eigenen Fähigkeiten sind. Wenn Du noch keine Erfahrungen in dot coms gesammelt hast, stelle die Erfahrungen aus der Old Economy so dar, dass Deine allgemeinen Talente deutlich werden. Wenn Du es dann geschafft hast, kann es Dir leicht passieren, dass Du vom ersten Tag vollwertiges Mitglied in einem Projekt bist. Christina Kiel, Praktikantin bei dem Münchner Startup 12snap erklärt auf Squeaker.NET: "Selbständiges, eigenverantwortliches Arbeiten gehört bei 12snap zum Alltag. Dadurch, dass es sehr viel zu tun gibt, bleibt manchmal nicht genügend Zeit für Erklärungen. Aber gerade das macht die Arbeit so interessant."
Genug Energie?
In der Internet-Branche ist Geschwindigkeit erfolgsentscheidend. Bis zu 12 Stunden pro Tag zu Arbeiten kann bei einigen Unternehmen der New Economy vorkommen. Daher ist es wichtig, dem Personaler klar zu machen, dass Du keinen Wert darauf legst, um 5 Uhr nachmittags den Griffel fallen zu lassen. Erzähle von Deinen bereits gemachten Praktika oder anderen Erfahrungen, wo Du nicht nach starren Zeiten gearbeitet hast.
Persönlichkeit entscheidet
Da die Mitarbeiter in Startups aus den verschiedensten Bereichen kommen, sind sie oft so unterschiedlich, dass es nicht reicht, nur einen Mitarbeiter aus dem Unternehmen kennenzulernen. Viele Unternehmen haben es sich daher zu Regel gemacht, dass Bewerber mit mindestens drei Mitarbeitern sprechen müssen. So kann der Bewerber feststellen, ob er mit diesem Haufen bunter Vögel zurechtkommt und auch die Mitarbeiter selbst, können so sehen, ob sie mit dem Bewerber in Zukunft zusammenarbeiten können.
Bleibe seriös
Obwohl es in Startups leger zugeht, sollte man sich in der Bewerbung mit lockeren Sprüchen zurückhalten und auch auf das Äussere achten. In einer Squeaker.NET-Umfrage sind zwar 60 % der Bewerber dafür, sich ohne Krawatte zu bewerben. Aber: "Ich erwarte auch bei einer Startup-Bewerbung, dass der Bewerber eine Krawatte trägt", so der Personalchef eines Hamburger Startups. Wichtig ist, dass der Bewerber ein authentisches Bild von sich selber wiederspiegelt. Man sollte sich als die Person präsentieren, die man tatsächlich ist. Wenn das Arbeitsumfeld nicht zu einem selber passt, sucht man sich eher einen anderen Arbeitgeber.
 
 
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14.01.2001 |