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Auf ein Wort
Die Nato und das Uran
Sehr verehrte Leserinnen und Leser ,
vor einiger Zeit kam das Bündnis von entwickelten, westlichen Ländern, genannt NATO, auf die Idee mit einem weniger entwickelten Land, das von einem recht verabscheuenswürdigem Diktator, der das Verbrechen gegen die Menschheit nach dem anderen beging, Krieg zu machen.
In diesem Krieg fiel öfter das Wort "chirurgische Eingriffe", ob es nun aus Gründen der Rechtfertigung oder der Beschwichtigung oder anderen fiel soll noch nicht erörteret werden.
Wenn diese Kriegschirurgie nun chirurgisch, also genau, war, dann muss man die Raketen, die auf der chinesischen Botschaft, bulgarischen Wohngebiete und Zivilistenbussen gelandet sind als gezielte Angriffen sehen. Da der Autor dieses kurzen Textes aber durchaus Sympatien für den Verein der westlichen Länder hegt, allerdings sich das logische Denken zu Eigen machen versucht, muss er die Argumentation nun gegen seinen Willen fortsetzen: Weil die NATO aus moralischen Gründen, aus denen sie auch den Krieg begonnen haben, nun die chinesische Botschaft nicht bombardieren wollte, muss dies wohl ein Fehlschuss gewesen sein. Nun mag man sich fragen wie viele Fehlschüsse waren unter den 31000 anderen Geschossen? Ganz recht, der Autor meint jene 31000 Geschosse, die panzerbrechend und uranhaltig waren. Auf diese Frage wird er in den nächsten Zeilen zurückkommen.
Doch noch einmal zur Kriegschirurgie. Hin und wieder wurde der Krieg in Jugoslawien damit gerechtfertigt, der Krieg wäre zwar ein Krieg aber doch kein Krieg im eigentlichen Sinne, eben wegen der chirurgischen Eingriffe. Nun ist leider offensichtlich, dass der Chirurg nicht gerade ein Meister seines Fachs war. Man stellt sich die Frage, ob er nicht das Skalpell mit der Axt vertauscht hat, als ersteres nicht mehr ausreichte. Der Krieg wurde von der NATO gewonnen, weil das Leiden der Zivilbevölkerung unter dem Ausfall von Strom- und Wasserversorgung auch für den Diktator nicht mehr tragbar war. Es ist nur merkwürdig, dass die Strom- und Wasserversorgung ausfielen, wo doch die chirurgischen Schläge nur der
Armee galten (die Generatoren besitzt, also unter dem Stromausfall nicht leidet) und nicht der Zivilbevölkerung (die keine Generatoren besitzt).
Aus diesen Gründen muss der Autor bestreiten, dass dieser Krieg kein Krieg im eigentlichen Sinne war, weil wie in anderen Kriegen (die Kriege im eigentlichen Sinne waren) das Leid der Zivilbevölkerung den Ausschlag gab. Durch dieses Leid lässt sich auch die Belgrader Revolution erklären, also hatte der Krieg erfolg, nur dass er ein Krieg war und keine Herzklappenoperation.
Nun aber zu aktuelleren Sachverhalten: Den Einunddreißigtausend vom Kosovo. Schon seit Hiroshima weiß man in den USA, dass Uran hin und wieder körperliche Schäden verursachen kann, nach Europa kam dieses Wissen erst mit Ostwinden und Tschernobyl - warum setzt die NATO uranhaltige Munition ein? Der Uranstaub von einem Geschoss ist sicher nicht sehr gefährlich. Aber was geschieht, wenn man 31000 dieser Geschosse mit besagtem chirurgischem Können über ganz Jugoslawien verteilt und NATO-Truppen dorthin schickt?
Ein Bild hilft weiter: Der Chirurg hat nicht nur die Amputation erfolgreich durchgeführt, sondern sich auch mit der Axt in den Fuß geschlagen.
Unangenehme Geschichte.
Das Lob eines unwichtigen Autors an die Verantwortlichen.
Jochen Nadler
 
 
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14.01.2001 |