Leben

Jochen Nadler

Als die jungen Vögel jung noch flogen
Weit und bis nach Spanien
Über Menschenland und Meereswogen
Da habī ich den Igel ermordet gefunden

Gelegentlich über die Steine geschunden
Fuhr einer aus seinem Blut einen Bogen
Folgte lächelnd den Vögeln nach
Dein Leben, Tier, war nur erlogen
Ich habe einen Igel ermordet gefunden


Eine Antwort

Jochen Nadler

Sie schauen in die Zukunft
Die Zukunft ist Glanz
Sie sehen die Freiheit
Sie sehen nicht weit
Sie suchen das Paradies
Sie leben in Eden
Sie leben und lachen
Und lachen und spielen
Rauchen und fressen
Freiheit ist Überfluss
Zukunft ist Geld

Er grunzt und frisst
Und lässt sein Wasser
Mercedes SL, drei Häuser
Er suhlt seinen Verstand
In bunten Bildern
Er hurt - er sieht die Liebe
Mattscheiben - Masturbation
Er will die Todesstrafe

Dort, wo die Menschen
Noch Menschen sind
Und kein Stück Mensch
Dort liegen sie im Dreck


Dreizehn Männer

Jochen Nadler

Dreizehn warens,
Dreizehn Männer!
-Und einer hatte Durchfall.

Dreizehn warens
Sie vollstreckten ein Urteil
Das Schwert in der Hand
-Und einer war sehr fett.

Dreizehn Männer
Sie gingen durch das Morgengrauen
Die Hand an dem Schwert
Wider den Wind, den rauhen
-Und einer hatte daheim drei Huren

Dreizehn warens
Sie gingen durch den dunklen Forst
Im Lichte des schwindenden Mondes
Das Schwert in der Faust

Dreizehn Männer
Sie schritten dem Feind entgegen
-Und einer war nicht manns genug Mann zu sein

Durch Nebel und Regen
und Sirenensang marschierten sie
von allem ungerührt
von allem unberührt

Das Schwert in der Hand
Man hätte sie zerstören können
Doch nicht besiegen

Dreizehn warens
Und einer hatte schreckliches Heimweh
Der Tapferste nasse Hosen

Doch waren sie Männer
Und Dreizehn gemeinsam
Gemeinschaftlich Männer
Dem Feind entgegen
Das Schwert in der Faust

Wider allen Unbillen
Und voran
Voran zum Feinde
Kriegsgemeinschaft!
Dreizehn warens,

Dreizehn Männer!
Gemeinsam waren sie stark
Stärker als Stahl
-Bis sie gemeinsam
im Sumpfe ersoffen.


   
3.Ausgabe_03.01.2001