Die Konsolidierug des Internetmarktes

Das Internet und die Computerindustrie gehören zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Wie sieht es auf diesem Markt aus?

Andre G Nadler


Zwei große welwirtschaftliche Umwälzungen hat es in den letzen dreißig Jahren gegeben, beide hatten ihren Ursprung in Amerika. Sie stehen in engem Zusammenhang, die zweite wäre ohne die erste nicht denkbar gewesen. Es handelt sich um den Aufschwung der Computerindustrie, beginnend in den siebziger Jahren und die Eröffnung eines neuartigen Marktes, dem des Internets. Durch die Computerindustrie wurde eine immense Verbreitung von Rechensystemen erreicht, die fähig waren, mit Netzwerken zu arbeiten, erst durch diese Entwicklung wurde das Internet in der heutigen Form möglich.

Beide Revolutionen haben ihre Legenden, Firmen, die in vorderster Front der wirtschaftlichen Entwicklung gestanden haben, ein märchenhaftes Wachstum mit exorbitanten Gewinnen verknüpften und als Wirklichkeit gewordenes Symbol des "american dream" gelten, den mittlerweile der gesamte Westen träumt.

IBM, Microsoft, und Intel stehen für die Computerindustrie, in ihrem Stammarkt sind sie die nahezu unangefochtenen Platzhirsche. IBM hält einen Markanteil von über 80% bei Großrechnern, Intel ist in ähnliche Größenordnungen beim Herz des PCs , dem Prozessor vorgestoßen, über Microsoft und Betriebssysteme braucht man keine Worte zu verlieren.

Amzon, Yahoo, Netscape und Napster sind einige der bekanntesten Internetmarken. Ihr Aufschwung ist nicht derartig kometenhaft verlaufen wie der ihrer Vorgänger einige Jahre zuvor. Nachdem gewisse Dimensionen einmal erreicht waren, traten unerwartete Hemmnisse auf, die ihre Ursache in der Beschaffenheit des Internets haben. Das Internet ist - unähnlich der dem Computermarkt - kein völlig neuer Wirtschaftsbereich, der aus dem Nichts aufgestiegen ist. Es ist vielfach verqickt mit der Computer- und Softwareindustrie, die dadurch einen Hebel in der Hand hat, mit dem sie den Internetmarkt für sich aufbrechen kann. Auch haben die im Intenet tätigen Firmen Konkurrenten auf dem traditionellen Markt, Konkurrenten, deren finanziellen Möglichkeiten sie nicht einmal in Ansätzen gewachsen sind.

Ein Unternehmen der ersten Gruppe ist Microsoft, sein Einbruch in den Internetmarkt das Paradebeispiel einer Schlacht, die durch schiere Marktmacht und das Monopol im Bereich der Betriebssysteme von vorneherein entschieden war. Alle Möglichkeiten des Weltkonzerns wurden eingesetzt, um einen Schlüssel des Internets, den Browser in die Hand zu bekommen. Netscape wurde durch die Ausnutzung des Windows-Monopols und die kostenlose Abgabe des Internet -Explorers an die Wand gedrückt. Noch während der laufenden Kampange wurde eine zweite Zielrichtung der Offensive deutlich: Microsoft trifft Vorbereitungen für die kommende, Inhalte-zentrierte Ära des Internetmarktes. Die meisten Autoverkäufe über das Internet in den USA werden über eine Tochter von Microsoft abgewickelt. Im E-mail-Service ist Microsoft mit Hotmail stark präsent. Ein großer Teil der Bildrechte auf der ganzen Welt liegt direkt oder indirekt bei Microsoft.

Das amerikanische Softwareunternehmen ist nicht der einzige Konzern, der mit überlegenen Mitteln in den Intenetmarkt einbricht. Eine neue Attacke wurde von Bertelmann initiiert, eine Attacke, die sich direkt gegen einen der hellsten Sterne am Internethimmel richtet. Napster wird fallen, der Traum von der freien Verfügbarkeit von Musik im Internet dürfte in wenigen Jahren ausgeträumt sein. Die "Old Economy" hat die Gefahr erkannt, die von den dyamischen Intenetunternehmen ausging, und zurückgeschlagen. Man darf gespannt sein, ob Amazon oder Yahoo dem Druck standhalten werden.

Trotz allem sind noch Chancen für junge Unternehmen vorhanden, allerdings dürfen sie sich nicht mehr das Ziel setzen, in den Massenmarkt einsteigen zu wollen. In diesem Segment sind die älteren Internetunternehmen und die Newcomer aus der "Old Economy" zu stark. Allerdings sind noch viele Nischenmärkte nicht oder nur schwach besetzt, so dass durchaus Möglichkeiten bestehen, durch qualitativ hochwertige Informationsprodukte Marktanteile zu gewinnen.

Ein Jungunternehmen der beschriebenen Art soll an dieser Stelle als Beispiel dienen. Am 1.11.2000 gegründet, liefert Squeaker (www.squeaker.net) eine Plattform für Berufseinsteiger, die sich über ihre Möglichkeiten orientieren möchten. Die Aufmachung ist professionell, die inhaltliche Ausgestaltung vorzüglich. Während eines längeren Tests durch den Autor konnten keinerlei Schwächen nachgewiesen werden. Einem solchen Unternehmen ist durchaus das Potential zuzusprechen, sich zu einem der führenden Berufsinformations - Dienstleister aufzuschwingen, sobald der Bekanntheitsgrad hoch genug ist.

Von dieser Art müssen die Nischen künftiger erfolgreicher Internetunternehmen sein. Das Massengeschäft werden auch in Zukunft diejenigen Unternehmen abwickeln, die schon jetzt eine starke Präsenz erreicht haben. So hart dieser Satz klingt: Die Zeit der legendären Erfolgsgeschichten ist auch im Internet vorbei.

   


3.Ausgabe_17.12.2000