"Bollwerk und Mauern trutzen
Dem Wellenwurf schon tausend Jahr."
Unmittelbar an den rauschenden Wogen des Wipperstromes erhebt sich ein altersgraues Schloß, vielleicht von Gründung der Stadt an hat es da gestanden und alle ihre Schicksale miterlebt. Aus dem Ausguck im Nordstock kann man weit über die Stadt hinwegsehen bis an die grünen Wogen der Ostsee, und ebenso bietet sich vom Burgfried aus eine überraschende Fernsicht landeinwärts dar, besonders wenn Hochwasser die Wiesen des Oberstromes überschwemmt. Alt, uralt ist das Mauerwerk. Mit einem Male taucht es aus dem Dunkel der Geschichte auf und ist da. Ob es an Stelle der alten Burg Dirlow getreten, ob ein künstlicher Durchstich die Wipper zwang, fortan ihre Wogen an seinen Mauern dahinzuwälzen, wer vermag‘s zu sagen! Trotzig und kühn ragen noch heute seine Zinnen als altes Wahrzeichen der Stadt dem Wandrer entgegen, der sich von Osten her über die Wipper der Stadt nähert. Schöner freilich sah es aus, als der Südflügel noch erhalten und gewaltige Pappeln vom Lachsbrink und am Schloßgraben in die Höhe ragten. Sic transit gloria mundi!
Aber auch heute noch ist es für uns ein steinerner Zeuge der Vergangenheit, an den sich viele Erinnerungen knüpfen. Geheimnisvolles Dunkel weht um seine Gründung. Nach Boehmer war die alte Burg Dirlow auch der feste Sitz des Swenzonengeschlechts. Von denen erwarb die Stadt die Burg, um sie niederzureißen und nicht wieder aufzubauen. Dann fährt er Seite 21 fort: „In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts ist dann das Schloß bei der Stadt erbaut worden. Näheres ist nicht bekannt, auch darüber nicht, auf welche Weise das auch von den Herzögen bestätigte Privilegium von 1333, keine Feste in der Nähe der Stadt dulden zu brauchen, umgangen worden ist. Schwerlich ist das Schloß wider den Willen des Rates, dessen Unterstützung durch Darlehne oder Übernahme von Bürgschaften die Landesherrschaft fortdauernd in Anspruch nehmen mußte, erbaut worden; denkbar wäre, daß der Stadt für die Einwilligung neue Rechte, in deren Besitze sie später erscheint, wie die selbständige Bestellung des Stadtvogtes, überlassen wurden. Nach seiner Meinung wäre also das Schloß jünger als die Stadt.
Andere Forscher haben die Ansicht, daß das Schloß schon vor Neugründung der Stadt bestand, von der Stadt 1327 angekauft wurde, aber durch irgend einen heute nicht mehr nachweisbaren Vorgang der Zerstörung entging und dann mit der Herrschaft Rügenwalde zugleich in den Besitz der pommerschen Herzöge überging. W. Henkel sagt darüber 1910 in seiner Diplomatischen Geschichte der Lande Stolp und Schlawe: „Außer Schlawe und Stolp wird zu Swantepolks Zeit eine dritte landesherrliche Burg genannt, Dirlow, weIche in der Nähe der Mündung des Wipperflusses lag. Etwa 2 1/2 Kilometer weiter oberhalb wurde später die Stadt Rügenwalde gegründet und an deren Südseite eine neue Burg desselben namens Rugenwold, welche zum ersten Mal im Jahre 1283 genannt wird.“
Doch genug von diesem Dirlow-Darlowstreit! In der Folgezeit wurde das Schloß eine herzogliche Residenz. Darüber berichtet Brüggemann: Nachdem der König Erich von Dänemark, Norwegen und Schweden und Herzog von Pommern sich der 3 Königreiche begeben hatte und entschlossen war, seine Zeit in Ruhe zuzubringen, residierte er auf dem Schloße von 1439 an bis an seinen Tod, der 1459 erfolgte. Seine Vettern Erich II., Wartislaw X. und Otto III. geriethen über seine Nachlaßenschaft in Uneinigkeit, verglichen sich aber also, daß unter andern auch Rügenwalde Erich II. zufiel, deßen Gemahlin, eine Tochter Bogislav IX. und Mutter Bogislav X. oder des Großen ihren Hof auf diesem Schloße hielt. Der Herzog Barnim XI., der hierauf an demselben bauen ließ, wie das an einem Thurm angeschlagene fürstliche pommersche Wappen mit der Unterschrift der Jahreszahl von 1538 beweiset, überließ die Regierung seinen Vettern und Hinterpommern fiel dem Herzoge Johann Friedrich zu, der seinem Vetter Barnim XII. 1569 das Schloß und Amt Rügenwalde abtrat. Als der Herzog Johann Friedrich 1600 ohne männliche Leibeserben gestorben und sein Bruder Barnim XII. ihm in der Regierung gefolgt war, kam das Schloß und Amt 1602 an deßen Bruder Casimir, nach deßen 1605 erfolgten Tode an die beyden Brüder, die Herzoge Bogislaus XIV. und George, und nach dem Absterben des letzten 1617 an den ersten allein, der es bey dem Antritt seiner Regierung seinem Bruder Ulrich übergab. Nachdem auch dieser 1622 gestorben war, wurde es zu der fürstlichen Landcammer gelegt, bey welcher es auch bis zu dem Jahre 1687 blieb, in welchem der letzte Herzog Bogislaus XIIII. mit Tode abging. Dieser hatte es zum Leibgedinge seiner Gemahlin Elisabeth, einer gebohrnen Prinzeßin von Schleßwig-Holstein vermacht, die auch bis zu ihrem am 21. Dezember 1658 erfolgten Tode auf diesem Schloße residierte, das hierauf nebst dem Amte dem Churfürstlichen Hause Brandenburg zufiel!“
König Erich hat es sicherlich prächtig ausgebaut, und ebenso wissen wir das von der Herzogin Elisabeth. Der Bau des Turmes und der Durchfahrt zeigt gotische Formen. Auf spätere Zeit deuten die vermauerten Fensterschläge im Nordstock. Der Südstock wurde 1838 abgebrochen. Das Ganze lag auf einer künstlich hergestellten Insel, die durch einen zweiten Graben wieder in 2 Teile zerlegt wurde; auf der Hauptinsel lag das Schloß, auf der Nebeninsel der Schloßgarten und Nebengebäude. Auf Grund genauer Berichte können wir uns ein annähernd richtiges Bild des Ganzen machen.
Wer von der Stadt herkam, der mußte in der Stadtmauer die Schloßpforte passieren, um zur Schloßinsel zu gelangen. Schloß, Nebengebäude und Schloßgarten waren schon seit undenklicher Zeit zum Schutze mit Schloß- und Mühlengraben umzogen. Auf überwölbter Brücke kam man dann links an der Amtskanzlei vorbei, während rechts wie noch heute der Mühlenhof lag. Hierauf mußte man den Schloßwall — seit langem schon abgetragen — durchschreiten und gelangte über eine Zugbrücke in die Torbude. Die Schloßgebäude bildeten ein Viereck, das den Schloßhof umgab. Nach den Himmelsrichtungen wollen wir sie den Nord-, Ost-, Süd- und Weststock bezeichnen. Die Torbude lag in dem heute noch vorhandenen Weststock. Von hier aus führte das Westtor auf den Schloßhof. Über der Torbude lagen "die kleine Eßstube" und die Wohnung für den Schloßschneider. Die kleine Eßstube bezeichnete Wohnräume, die öfter von Fürstlichkeiten bewohnt wurden.
Wo jetzt die Mauer im Hof gezogen ist, erhob sich das prächtigste Gebäude, der Südstock, das eigentliche herzogliche Wohnhaus. Es war 4 Stockwerke hoch, überragte also den Nordstock. In ihm waren die fürstlichen Wohn- und Schlafräume, die große Ritterstube mit dem pommerschen Wappen von 1480, die Eßstube, "das Frauenzimmer", "das Kunststübchen", die Badestube, die große und kleine Küche, die Backstube, der "Speckboden" und Kammern. Daraus geht hervor, daß der Südstock sehr umfangreich gewesen sein muß. Die große Ritterstube war der Schauplatz feierlicher Versammlungen, hier wurden Gesandte empfangen, Fürstlichkeiten begrüßt und dergl. Nach der Wipper zu trug dieser Stock einen hölzernen Rundgang mit vielen zierlich geschnitzten Säulen, "woraus man nach dem Lachsfang und der Wipper einen lustigen prospect hat". Der Stock war unterkellert. Hier wurde der Hopfen aufbewahrt. Unmöglich ist es nicht, daß von dem Hopfenkeller ein unterirdischer Gang unter der Wipper nach dem Kloster Marienkron am Gardgraben führte. Diese Behauptung des geheimnisvollen, vielgenannten unterirdischen Ganges gründet sich hauptsächlich auf den Umstand, daß der alte König Erich in seinen letzten Jahren keine Hora im Kloster versäumt haben soll. Übrigens ist mir bekannt, daß sich in Neustettin vom alten Hedwigschloße ebenso ein unterirdischer Gang unter dem Streitzigsee entlang nach dem Klosterwalde hinzog.
An den Südstock schloß sich der heute noch erhaltene Oststock, durch den das Osttor führt. Neben und unter den Tor waren 4 Gefängniszellen. Ob die heute noch gezeigte dunkle "Schreckenskammer" wirklich bei Folterungen benutzt wurde, ist nur eine Vermutung. Zudem war das Gebäude auch höher. Man sieht es dem Burgfried an, daß er 1833 erniedrigt wurde. Im Oststock waren außerdem der Weinkeller, 2 Fleischkammern, die Wohnung des Schloßhauptmanns und die gewölbte Gerichtsstube. Der Burgfried war mit einer Schlaguhr versehen und enthielt die Pulver- und Rüstkammer und Schloßapotheke. Drei reichverzierte Galerien führten zu dem ebenfalls noch erhaltenen Nordstock.
Im Nordstock fand man unten die unter Bogislav XIV. 1626 begonnene und 1639 unter der Herzogin Elisabeth vollendete Schloßkirche. Der Fußboden bestand aus bunten Quadern, die Decke war getäfelt und mit Malereien geschmückt. Silberaltar und Kanzel erinnern noch heute an jene Zeit. Neben der Kirche befand sich die Silberkammer mit der "Angstkammer" darüber. Im 2. Stockwerk lagen die Jagdstube, ein Vorgemach und die "Musikantenkammer", Die mit vielen Geweihen verzierte Jagdstube war der Schauplatz der fröhlichen Gelage, der Schloßbälle und des Mummenschanzes. Oft werden die Wände widerhallt haben vom Liedersang und Becherklang, vom dröhnenden Gelächter, das die derben und anzüglichen Späße der Ritter und des Hofnarren begleitete. Dieser heute unwohnlich und wüst daliegende Raum mit seinen tiefen Nischen, deren Wände noch Spuren alter Malereien aufweisen und aus dessen Fenstern man eine entzückende Fernsicht hat, verdient vor allem der Vergessenheit entzogen zu werden. Darüber lagen dann das "grüne Logiament", die "Ohrtstube" und einige Kammern.
Hinter dem Oststock, wo heute das Rentamt mit seinem gegenüberliegenden Garten an der hundertjährigen Akazie sich befindet, lagen das Back- und Brauhaus, die alte "Reuterei" mit dem Marstall und ein Lust- und Baumgarten. In ihm stand eine alte "übergebogene Linde", unter der im Sommer die fröhliche Tafelrunde sich zum heiteren Gelage zusammenfand, unter der vielleicht auch sittsame Schloßfräulein den auf Pirsch ziehenden Rittern letzte Abschiedsworte nachriefen.
Dann gelangte man über einen Graben und eine Brücke wieder auf eine Insel, die ehemalige "Anstalt". Hier lagen das Schlachthaus, der Stall des Hauptmanns, das Wagen-, Fleisch- und Jägerhaus, die Böttcherei, die Schloßschmiede, der Kleiderboden und das "Marschall-Logiament", auch ein "Tiergarten" war hier angelegt.
So muß das Schloß mit seinen zahlreichen Nebengebäuden, die aus dem Grün der Gärten freundlich hervorlugten, einen überaus stattlichen Eindruck gemacht haben, so grüßte es den wandernden Gesellen, der seine erste Fahrt in die Fremde antrat, mit seinen hochragenden Zinnen, so winkte es auch dem müde Heimkehrenden den ersten Willkomm zu. Was Wunder, wenn sich bald ein Kreis von Sagen um seine Mauern schlang, war seine Geschichte doch untrennbar mit der Geschichte der Stadt verwachsen und hatten eben diese Mauern doch den zahlreichen Bränden in der Stadt getrotzt!
Doch die Folgezeit ging nicht spurlos an diesem Herrschersitz des alten Greifengeschlechts vorüber; nicht mehr vom Rossestampfen und Waffengeklirr widerhallten Schloßhof und Rittersaal, kein Herzog nahm seinen Wohnsitz darin. Allmählich verfielen die Gemächer. Um sie ein wenig auszunutzen, wurden Salzlager in den Sälen angelegt, bis endlich die vielgerühmte Biedermeierzeit, die nur nüchtern dachte, ein übriges tat und den herrlichen Südflügel niederlegte. Viel hätte nicht gefehlt, es wäre auch vom übrigen kein Stein auf dem andern geblieben. So ist der heutige traurige Zustand des stolzen Schlosses ein rechtes Musterbeispiel von der "Nichtachtung aller Andenken an unser altes Herzogshaus", und Pietät ist es gerade auch nicht zu nennen, daß man aus dem "Burgfried" ein "Gerichtsgefängnis" gemacht hat.
Im Jahre 1841 teilten einzelne Schloßgebäude das Schicksal so manches andern Herrschersitzes, das vom Fiskus angekaufte Amtsgebäude wurde als Bewahranstalt für 60 Irre und Sieche eingerichtet. 1848 erfolgte durch Ankauf des Rauffschen Hauses, in welchem Beamtenwohnungen eingerichtet wurden, eine Vergrößerung für 80 Kranke. Das Jahr 1858 brachte abermals einen Erweiterungsbau und die Umwandlung in eine Irrenheil- und Pflegeanstalt für 124 Kranke, 2/3 männlich, 1/3 weiblich. An Personal besaß die Anstalt 10 Wärter, 5 Wärterinnen, 1 Oberwärter, 1 Inspektor und Rendanten und einen Direktor. Schon lange hatten sich Übelstände bemerkbar gemacht. Direktoiralgebäude und Scheune bestanden nur aus Fachwerk und bedurften eines gründlichen Umbaus. Der Baugrund war feucht. Die Versorgung mit Trinkwasser stieß auf Schwierigkeiten. Die Irren fanden auf den Anstaltsländereien nicht ausreichende Beschäftigung, dabei war der Boden im Vergleich mit anderen Städten zu kostspielig. Die Kosten für bauliche Veränderungen wurden auf 90 - 100 000 Mk. veranschlagt. Die Gesamtkosten für 124 Kranke hatten sich bis dahin auf jährlich 63 626 Mk. belaufen, also für 1 Kranken 513 Mk., jetzt würden sie auf 561 Mk. steigen, während ein Kranker in Stralsund nur 383 Mk., in Züllchow 450 Mk. kostete. Daher entschloß sich die Provinz zum Neubau einer Anstalt in Treptow und Aufhebung der Rügenwalder Anstalt.
Der Gebäudewert wurde | auf | 141 900 | Mk. taxiert |
Gartenland 2,50 ha | " | 6 014 | " |
Wiese 3,98 ha | " | 7 180 | " |
Acker 4,13 ha | " | 5 357 | " |
Hofstelle 1,22 ha | " | 1 473 | " |
Die Stadt zahlte 1899 den vereinbarten Preis von 90 000 Mk. Direktorialgebäude mit 22,5 ha Gartenland wurde sofort weiter verkauft mit 15 200 Mk. In den Anstaltsräumen wurde ein Kranken- und Siechenhaus eingerichtet, Raum für 2 notwendige Schulklassen geschaffen und für ein Stadtbauamt. Die Ökonomie wurde für 1200 Mk. verpachtet, desgleichen 8 Morgen Gartenland und 3 Morgen Unland für circa 700 Mk. jährlich. In diesem Jahre hat die Stadt die Hälfte des Gartenlandes in 15 eingefriedigte Teilen zerlegt, um möglichst vielen Bürgern Gelegenheit zum Anbau zu geben. Der Erlös beträgt 651 Mk. jährliche Gartenpacht. Die übrige Gartenhälfte wird zu einem Stadtpark unter Leitung des Verschönerungsvereins umgestaltet. Dadurch werden die städtischen Anlagen um eine herrliche Partie bereichert. An der ganzen Außenseite ist der alte Schloßwall mit seinen vorgeschobenen Bastionen noch wohlerhalten und schöne Fern- und Durchblicke zeigen sich dem Spaziergänger. Auch Raum für einen Schulversuchsgarten ist vorgesehen. Wenn alles in der vorgesehenen Weise durchgeführt ist, dann werden die altersgrauen Schloßmauern auf fröhliches munteres Treiben herabgrüßen, wie einst, als Ritter und Edelfräulein da lustwandelten.
Eng verknüpft mit der Geschichte des Schlosses ist die Schloßmühle, sie ist mindestens ebenso alt als das Schloß selber, wenn nicht noch älter. Daß sie für die Geschicke der Stadt von großer Bedeutung wurde, beweist das Mühlenrad über dem Helm zum Zeichen der Mühlengerechtigkeit. Ebenso deuten die Namen große und kleine Mühlenstraße auf den großen Umfang des Mühlenverkehrs hin. Ohne Wassermühle war eigentlich die Anlage eines größeren Ortes unmöglich, weshalb seine Gründer sich auch wohl immer die Mühlengerechtigkeit vorbehielten. So entstand denn auch gleich mit der ältesten Gründung, wenn nicht schon früher, eine Wassermühle. Wir wissen aus jener Zeit nur, daß vor 1312 bei der Stadt die Herrschaft eine alte baufällige Wassermühle und ein Lachswehr besaß. In der Gründungsakte finden wir dagegen besonders angeführt, die Besetzer erhalten die Erlaubnis, eine neue Mühle auf der Wipper mit 2 Rädern anzulegen und zwar für eine nach Ablauf eines Jahres von jedem Rade zu entrichtende Mühlenpacht und 10 Drömt Lübischen Getreidemaßes. Auch wurde ihnen gestattet, noch mehrere Räder gegen je eine Pacht von 10 Drömt anzulegen. Ebenso sollten die Lachse, die das herrschaftliche Wehr übersprängen oder im Mühlenwasser gefangen werden, den Besetzern gehören. Daraus finden wir 1352 die Mühle im Besitze der Frau Elisabeth Behr und ihres Sohnes Peter. Sicher ist sie ihr von den Gründern vor 1333 verkauft worden; denn sonst hätte sich die Stadt einen solch kostbaren Besitz nicht entgehen lassen. Von der "molerinnen unde erme sone" erwarben dann die Herzöge die Mühle für einen Kaufpreis von 1500 Mk., zahlbar in 3 Jahresraten, für welche die Rathmannen Bürgschaft leisteten. Dieser für jene Zeit unverhältnismäßig hohe Kaufpreis erklärt sich durch die großen Gerechtsame der Schlossmühle zu Mahlgasten sind derselben beygeleget worden die Einwohner der Stadt Rügenwalde mit der ganzen Consumtion, die königlichen Amtsdörfer Altenhagen, Barzwitz, Böbbelin, Dörsentin, Damshagen, Jershöft, Kopahn, Köpnitz, Neuenhagen, Palzwitz, Rützenhagen, Scheddin, Schönenberg, Schlawin, Preetz, Vitte und Zillmitz, die Vorwerke Drosedow und Petershagen, wie auch die Rügenwaldeschen Eigentumsdörfer Rußhagen, Suckow und Zizow. In der Folge entstanden oft Streitigkeiten zwischen Stadt, Amt und Dörfern über diese Gerechtsame. Am 5. August 1627 brannte sie durch Unachtsamkeit der fürstlichen Mühlenknechte zum größten Teile nieder, wobei viele Personen beschädigt wurden. Um die ungeheuren Kontributionen im 30jährigen Kriege tragen zu können, erwirkte der Rat die Erlaubnis, von jedem Scheffel Korn, der gemahlen wurde, den Stadtschilling zu erheben. Erst später wurde ja die allgemeine Schlacht- und Mahlsteuer eingeführt. Unter Friedrich dem Großen wurde sie in eine Erbpachtmühle gegen 910 Tlr. jährliche Pachtsumme verwandelt. Seither besaßen sie Runge, Grantzow, Stengel, Gerth und Kasiske. 1840 wurden die Gerechtsame abgelöst. Besonders viele Streitereien entstanden wegen der Hand- und Spanndienste, die von den Zwangsmahlgästen zur Heranschaffung des Holzes und Reinigung des Kanals zu leisten waren. Oft wurden über 100 Pferde zur Herbeischaffung der schweren Eichenblöcke und Stämme kommandiert, was uns bei den schlechten Landwegen und hölzernen Wagen nicht Wunder nehmen kann. Von den alten Mühlengebäuden steht heute nur noch der alte Gaststall. Ihr heutiges Aussehen hat sie erst seit dem Brande von 1883. Die alte Loh- und Walkmühle ist heute mit ihr vereinigt, sie ist heute für Rügenwalde auch noch die einzige Elektrizitätsquelle. Der Betrieb wurde 1893 mit einem Anlagekapital von 20 000 Mark eröffnet. Der Strompreis für K. W. St. beträgt für Licht 30, Kraft 20 Pfg. Es sind 7 Zähler mit 60 K. W. Anschlußwert vorhanden, die 340 Glüh- und Bogenlampen speisen. Die angeschlossenen Motoren entwickeln 30 Pferdekräfte.