Wanderritt nach Prüm

vom 23. bis 28 Oktober 2002

Jetzt geht´s los

Mittwoch, 23.10.2002:

Um 9.30 Uhr schlägt Günter Ploch Ladak noch schnell die Hufeisen unter die Füße, was dieser gar nicht so lustig fand. Dafür durfte er dann noch ein wenig auf die Weide und fressen. Er wusste ja nicht, was ihm bevorstand...
Ich hatte dann auch noch so Einiges zu erledigen, packen etc., denn um 14 Uhr holte ich Ladak dann schon wieder von der Wiese runter, um ihn abfahrbereit zu machen, Transportgamaschen an, Decke an, noch schnell ein wenig Heu...und schon war es 15 Uhr und Reiner kam mit dem Gespann. So richtig rein wollte Ladak zuerst nicht in den Hänger, aber unsere Überzeugungskraft war dann doch größer... Außerdem war die Gesellschaft in Form von Jolly Jumper nicht weit. Also konnte es dann losgehen, auf in die Eifel. Auf dem Autobahnzubringer machten wir die erste Zwangspause, da der Kühler etwas überarbeitet war und dringend Wassernachschub brauchte. Reiners Kleinlaster ist dank der Pferde gut ausgestattet und führte so reichlich Wasser mit sich. Es stellte sich heraus, dass wir günstig unter der Autobahnbrücke geparkt hatten, denn plötzlich gab es auch noch gratis Wasser en masse von oben...
Wir erreichten aber nach nur einem Zwischenstop zwecks Kühlerauffüllung am späten Nachmittag Ohlerath. Im Gestüt Sheherazade (Eifel zu Pferd Station Nr. 51) bezogen wir Quartier, wobei natürlich die Pferde Vorrang hatten, konnten sie es doch kaum erwarten, endlich aus dem Hänger raus zu kommen. Eine trockene Box und viel Futter tröstete sie dann über die triste Autofahrt hinweg. Auch für uns gab reichlich leckeres Futter, das uns für den kommenden ersten Reittag stärken sollte. Genau über den Pferden schlief es sich dann auch besonders gut...

Puh, war das anstrengend hier hoch...

Donnerstag, 24.10. 2002

Nach Pferde- und Reiterfrühstück wurde es ernst. Passten wirklich alle Sachen, die wir bei diesem Wetter brauchten, auch in die Satteltaschen? Und aufs Pferd? Reiner, der erfahrene Wanderreiter, kam mit Minimalgepäck aus und hatte die entsprechende Ausrüstung. Ich dagegen hatte dann doch arge Probleme beim Gepäckverschnallen. Ladak war angesichts der ungewohnten Umgebung, des bevorstehenden Ritts ins Ungewisse und der Anwesenheit fremder Pferde sehr unruhig und zitterte gar vor Aufregung. Dazu kam, dass die Hausherrin Heidi Haan uns mit einem ihrer Distanzpferde ein Stück des Weges begleiten wollte. So war denn die erste Stunde unseres Rittes doch etwas unruhig, Jolly Jumper wollte sich sein Vorangehrecht nicht gerne von einem fremden Pferd nehmen lassen und Ladak und ich hatten wegen der unruhigen Reiterei permanente Gepäckprobleme, die sich erst dann lösten, als Reiner mir – ganz Gentleman – Ladak´s unförmige Pferdedecke abnahm. Danach wurde es ein wunderschöner Ritt bei strahlendem Sonnenschein durchs Ahrbachtal nach Leudersdorf. Ich wunderte mich mehr und mehr über Ladak, der die 35 km ungewohnte Berge hoch und runter lief und keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigte, zumal er, um Jolly Jumpers flottem Schritt folgen zu können, im Jog gehen musste.
In Leudersdorf (Eifel zu Pferd Station 8) wurden wir dann von der Hausherrin Monika Kaulerz wanderreitermäßig mit einem Schnäpschen empfangen. Die Pferdchen durften auf einem Paddock ausruhen, saufen und fressen. Auch unsere Knochen freuten sich auf das gemütliche Zurücklehnen am vorzüglich gedeckten Tisch in netter Runde mit anderen Wander- oder Sternreitern. Schon in dieser Nacht zeichnete sich ab, wie der nächste Tag werden sollte: Nass!

Muß das sein, bei dem Wetter?

Freitag, 25.10.2002

Gut eingepackt starteten wir heute nach Prüm. Das Kartenlesen blieb mir zum Glück erspart, hatten wir ja den Fachmann dabei, der sich hier auch auskannte. Aber die Wälder in der Eifel sind tückisch und das Kartenlesen bei strömenden Regen fürwahr kein Vergnügen und so kam es, dass wir einen kleinen Umweg (ca. 9 km) über Wiesbaum ritten.( Da wollten wir doch schon immer mal hin, oder?) Es wurde ein langer, sehr feuchter Reittag. Die Ausrüstung kann ja noch so gut sein, Handschuhe und Schuhe waren durch und die Nässe kroch überall hin. Mein Wüstenpferd versuchte immer, wenn wir zu Fuß gingen, sich hinter mir zu verstecken, um nicht so nass zu werden...nützte aber alles nichts.
Nach 7 Stunden und 44 km waren wir dann doch auch froh in Prüm angekommen zu sein. Angesichts des Wetters und des Tages, den wir hinter uns hatten, zog ich es dann auch vor, Ladak mit Jolly Jumper beim Wenzelbach (Eifel zu Pferd Station 31) unterzustellen, wo sie im Trockenen standen. Eigentlich war geplant, sie zu den anderen angereisten Pferden auf die Einzelpaddocks in Dausfeld zu stellen, wo auch das Wanderreitertreffen, unser Ziel, stattfand.
Im Gegensatz zu Reiner schlief ich allerdings traditionell im Tipi und nicht im Hotel. Ich hatte ja Glück, dass Freunde aus Köln ohne Pferde nur zum Feiern kamen und mir meinen Schlafsack mitbringen konnten (...und noch so ein paar andere Sachen...), was ich wirklich nicht mehr hätte auf dem Pferd transportieren können.
Der Abend in Prüm wurde wie immer feucht lustig, es füllte sich langsam in der guten Stube, wobei die wenigsten angeritten, sondern eher angefahren kamen.
Bevor jedoch das Tanzbein geschwungen wurde, mussten ja noch die Reitgruppen (in Abstufungen zwischen 20 und 30 km) für den nächsten Tag eingeteilt werden. Mein Pferd stand 3 km entfernt...und Reiner wollte gar nicht in einer Gruppe reiten, weil Jolly dann immer ein wenig spinnt. Aber ich hatte Glück, der Bürgermeister führte ebenfalls eine Gruppe und sein Pferd stand auch bei Werner im Wenzelbach. Ich entschied mich dann für die ruhigste Gruppe, um Ladak ein wenig Schonung zu gönnen. Dann konnte gefeiert werden, was man dem Wanderreitervölkchen nicht zweimal sagen muss.

Sind wir nicht fotogen?

Samstag, 26.10.2002

Ich war wirklich froh, dass mein Pferd im Trockenen stand, die ganze Nacht hatte es weiter geschüttet und gestürmt. Für mich hieß es dennoch früh aufstehen, denn ich musste ja im Gegensatz zu allen anderen schon um 8.15 Uhr beim Wenzelbach losreiten um pünktlich zum Abritt der Gruppen wieder in Dausfeld zu sein. Pferd fertig machen dauert auch so seine Zeit, also klingelte der Wecker um 6.30 Uhr, der Rest des Tipis schnarchte weiter vor sich hin...
Das Wetter ließ sehr zu wünschen übrig, aber wir waren ja Kummer gewöhnt...So ritt ich also mit Ladak und dem Bürgermeister von Prüm mit seiner Stute über wunderschöne Waldwege einigermaßen geschützt vor dem Regen nach Dausfeld. Dort erwarteten uns lediglich zwei Hände voll Reiter, die anderen hatten sich angesichts des so freundlich gesinnten Wetters fürs Nicht-Reiten entschieden. Nach längerer Diskussion entschieden sich alle Gruppen für kürzere Ritte ohne Mittagsrast. Später kam aber sogar noch die Sonne raus...Wer es hät gewisst...
Unser Berittführer Les wollte mit seiner fast reinen Männergruppe eine schöne ruhige Runde mit uns gehen, aber da es bei den Pferden auch eine nette Tinker-Stute gab, zu der sich mein Pferdchen magisch hingezogen fühlte und vielleicht auch, weil es die letzten Tage sowieso nur gejoggt ist, wurde da nichts draus. Das hatte dann abends ein Nachspiel... wir mussten vors traditionelle Schwarze Gericht...Die Solidarität in der Gruppe machte unsere Strafe – die Lokalrunde – jedoch verkraftbar. Noch mal Glück gehabt...In den anderen Gruppen passierten weitaus merkwürdigere Dinge, die vor Gericht verhandelt wurden: Einer nahm ein Vollbad im Bach – und das bei diesen Temperaturen...Ein anderer Gentleman – auch noch der Berittführer der Gruppe - verlor sein Pferd, als er einer Dame aufs Pferd helfen wollte: es trabte dann gemütlich allein nach Hause...In der letzten Gruppe waren alle sehr durstig und verritten sich bei der Suche nach einer offenen Kneipe...
Wie gesagt, wir hatten ja Glück ...jedenfalls blieb im Gerichtssaal fast kein Auge trocken und die Stimmung brodelte, woran der Alleinunterhalter mit seinem „Gesang“ dann noch bis in die Morgenstunden anknüpfte...

Jetzt geht´s vor Gericht

Sonntag, 27.10.2002

Wegen akuter Orkanwarnung mussten wir leider umdisponieren. Eigentlich wollten Reiner und ich heute den Rückweg über Leudersdorf nach Ohlerath antreten. Aber da wir nicht lebensmüde sind und praktischerweise Reiners Frau Gisela zu Besuch war, holten die Beiden das Gespann, während sich die Pferde ausruhten und ich mit den anderen Nichtreitern die Kutschtour durch Prüm machte. Die wenigen Mutigen, die die Tour auf Pferden mitritten, flogen auch fast weg. Abends erwies sich unsere Entscheidung als äußerst klug, der Orkan hatte ganz gut gewütet und einige Bäume umgehauen. Wir planten dann die Rückreise für den nächsten Tag.

Montag, 28.10.2002

Wie als Entschädigung brach am Morgen der Himmel endlich auf und ließ gar die Sonne durch. So konnten wir dann doch noch einen ausgiebigen Ritt (27 km) zum Schwarzen Mann machen bei herrlichem Wetter und ohne rutschendes Gepäck. Die Orkanschäden im Wald waren enorm und so waren wir über unsere Entscheidung doch ziemlich froh.
Die Rücktour mit dem Gespann verlief dann ohne Zwischenfälle, es war dann schon dunkel, als wir in Kölle einfuhren. Ich hätte gerne gewusst, was die Pferde Ladak gefragt haben, als er auf die Weide kam und alle ihn umringten und beschnupperten, aber das werden wir wohl nie erfahren...
Damit endeten ein paar sehr schöne, erlebnisreiche Tage, die wir wohl so schnell nicht vergessen werden...

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