Dezember 1956



Samstag, 1. Dezember 1956

Feier bei Hermann Bärtges und Elfie Höschler in deren Wohnung in der Neusser Straße. Ich hole Lampels, da auch eingeladen. Netter Abend. Um 3 Uhr früh bringe ich Familie Lampel nach Sürth zurück und fahre dann nach Hause.


Sonntag, 2. Dezember 1956

1. Advent. Der Adventskranz wird durch die Kerze des 1. Adventssonntags erleuchtet. Die Kinder sind selig. Vormittags fahre ich ins Büro, weil ich in der Woche nicht dazu komme, größere Schriftsätze zu diktieren. Abends nimmt die Mutter die großen Kinder mit nach Ehrenfeld.


Montag, 3. Dezember 1956

Walterchen ist kein Freund vom Kämmen. Immer erklingt wieder sein empörtes Auah! Er hat aber auch eine dichte Lockenpracht. Abends will er nicht einschlafen, doch schließlich fällt er aus dem Sitzen um und bleibt liegen wie er ins Bettchen gefallen ist. Den ganzen Abend lese ich mit Trude.


Dienstag, 4. Dezember 1956

Die Heilige Barbara hat die Schühchen von Walterchen gefüllt. Er greift zu und stopft das Mündchen. Die großen Kinder machen bei Oma die Entdeckung, dass die Heilige Barbara sie auch dort entdeckt hat.


Mittwoch, 5. Dezember 1956

St. Nikolaus-Abend. Ich mache den Heiligen Nikolaus, prächtig ge- und verkleidet. Während die großen Kinder Christel und Günter mich mit einiger Reserve betrachten, wehrt Walli den Nikolaus ganz ab. Als ich ihm die Hand geben will, drückt er sich ganz an seine Mama und ruft „Nein, nein, nein!" Erst als er die Tüte in Händen hat und auspacken kann, wird ihm der Heilige Nikolaus sympathischer.

Mutter und Henga, Tante Käthchen, Spazi, der Sohn von Loni Müller, diese selbst, Familie Nacken und Gisela Rath jetzt Weber sind Gast und entzückte Zuschauer dieses herrlichen Spiels. Wir bleiben noch lange zusammen.


Donnerstag, 6. Dezember 1956

Hole Mutter nach Lindenthal, weil sie wegen heftiger Armgelenkschmerzen ihre Hausarbeiten nicht mehr verrichten kann.


Freitag, 7. Dezember 1956

Mutters Schmerzen verschlimmern sich. Walterchen macht sich selbst die Türen auf, alle Türen werden abgeschlossen.

Abends hole ich bei Fa. Schöpwinkel Weihnachtsleckereien ab.


Sonntag, 9. Dezember 1956

Mutsch weint, Walli ruft: Heulsüschen, Heulsüschen. Dabei sitzen seine Tränen nicht weniger locker. Aber Mutsch hat wirklich ganz nah am Wasser gebaut.

Nachmittags fahre ich mit Günter und Mutsch nach Langel den Rhein entlang. Auf der Rückfahrt besuchen wir Onkel Peter in Ensen und alle stellen sich dem Fotografen.



Montag, 10. Dezember 1956

Hole Tante Maria in Junkersdorf ab, die mit Trude zu einer Patentante fährt. Trude kauft für Oma Kuchen und für uns Pralinen.


Dienstag, 11. Dezember 1956

Matthias besucht uns mit seinen Kindern Eugenie und Monika. Mittags fahren sie sowie Oma und Mutsch nach Ehrenfeld. Mutsch muss wieder zum Zahnarzt gehen. Mittags hole ich zwölf Packungen Pralinen. Abends geht Trude turnen. Nachher fahren wir zu Familie Kuhl fernsehen.


Mittwoch, 12. Dezember 1956

Tante Käthchen besucht uns und nimmt auf der Rückfahrt Mutsch nach Ehrenfeld mit. Abends - mittwochs - fahren wir zu Lampels, zuvor gehe ich zu Herrn Bünnagel.


Donnerstag, 13. Dezember 1956

Bringe Oma und Trude zu Inge Heuser geb. Rath, und abends hole ich sie ab. Nachmittags besucht uns Herr Römer im Büro, um die Fragen der gemeinsamen Praxis abzuwickeln.


Freitag, 14. Dezember 1956

Mutsch ist noch immer krank. Nachmittags kommen Tante Käthchen und Onkel Heinrich.


Samstag, 15. Dezember 1956

Ich hole eine Flasche Dujardin.

Ich fahre mit zur Elektrogroßhandlung Thomholte, um eine Schreibtischlampe für den Schreibtisch zu kaufen.


Sonntag, 16. Dezember 1956

Wir sind bis 10 Uhr im Bett geblieben. Doch dann werden wir hinausgejagt. Karl Gabrian und Fränzi statten uns einen Besuch ab. Nach dem Mittagessen - Mutter und Walli bleiben zu Hause - fahren Trude und ich mit Christel Neuburg und Günterchen über die Autobahn nach Ittenbach zum Drachenfeld; dort besuchen wir den Reptilien-Zoo und die - kitschige - Nibelungenhalle. Dann gehen wir in die Drachenschlucht und schließlich erholen wir uns von den Deutschen Sagen durch eine gute Tasse Kaffee in Königswinter. Abends bringen wir Christel Neuburg nach hause und schnäpseln noch etwas bei ihr.


Montag, 17. Dezember 1956

Mutter und Trude sehen im Kino den reizenden Film "Sonntagskinder" (Schneider Wibel),


Dienstag, 18. Dezember 1956

Trude ist zum Turnen gegangen. Zwischenzeitlich kommen Karin, Matthias und Monika zu Besuch. Da es spät wird, schläft Monika bei uns.


Mittwoch, 19. Dezember 1956

Mutsch ist noch immer bei Tante Käthchen. Die Bürogemeinschaft (Herr König, Frl. Schöne und Margitta Sprengel) haben mir zu Weihnachten zwei Flaschen Sekt geschenkt und mir damit viel Freude gemacht. Da Mittwoch ist, fahren wir - Frau Müller ist derweil Babysitter - nach Sürth zu Familie Lampel, die uns zu Weihnachten mit der Schallplatte Bach, Violinkonzert, op. 26 beschenkt. Wir feiern Vorweihnacht bei einer leckeren Pfirsichbowle.


Donnerstag, 20. Dezember 1956

Frau Müller und Herr Nacken verbringen den Abend bei uns mit einer Ananasbowle, die wir ebenfalls mit Tiroler Weißwein zubereiten.


Freitag, 21. Dezember 1956

Heute Abend sind wir bei Familie Nacken eingeladen, Henga ist mit dabei.


Samstag, 22. Dezember 1956

Mittags hole ich Oma und Mutsch aus Ehrenfeld. Fahre mit Oma in die Stadt und kaufe dort für Trude eine karte Ente.

Abends besuchen uns Günter und Gertrud Faber und die "Zeller Schwarze Katz" hebt die an sich schon glänzende Stimmung.


Sonntag, 23. Dezember 1956

Sonntagmorgenbesuch bei Fam. Faber in Ehrenfeld mit unserem Walterchen.Fahre nachmittags mit Mutsch und Günter nach Sürth, es liegt Schnee. Trude, Mutter und Henga schmücken den Weihnachtsbaum, denn morgen ...

Abends tapeziere ich einige Stellen des Herrenzimmers neu, da die Kinder mit Bleistift und nassen Fingern das Nötige besorgt haben.


Montag, 24. Dezember 1956

Heiligabend. Um 16 Uhr erklingt auf der Diele das Glöckchen und die Kinder stürmen hinaus. Die Wohnzimmertür, die seit gestern verschlossen war, geht nun auf und durch die Glasscheibe dringt milder Kerzenglanz. Als die Kinder die Tür weit geöffnet haben, bleiben sie stehen vor Staunen, denn auf dem Tisch und darunter und darum herum sind Pakete, Päckchen, Spielsachen und Leckereien aufgebaut, dass das Auge es nicht fassen kann. Dann stürzen sie zum Tisch und finden, was für sie bestimmt ist. Walterchen ist mit seinem Bauwägelchen still beschäftigt, Günter ist außer sich vor Begeisterung, Christel ist mit ihren drei Puppen selig und das Glück strahlt aus ihren Augen. Während die Kinder spielen, macht Trude das Abendessen, Spargel mit Schnitzel, zurecht und nach dem Essen weihen wir Trudes kalte Ente ein und haben einen glücklichen Abend.




Dienstag, 25. Dezember 1956

1. Weihnachtstag. Henga und ich haben nachts in der Krypta von St. Maria im Kapitol die Christmette erlebt. Und nun sind wir alle um den Festtagsfrühstückstisch versammelt. Danach muss der Fotoapparat her und wir machen mit dem Blitzlichtgerät Blaupunkt Expert, das Oma uns zu Weihnachten geschenkt hat, die ersten Aufnahmen.


DIAs: Im Kinderzimmer.

 

Günter schleppt Walli aus dem Zimmer, weil er "ihm an alles dran geht". Das geht nicht ohne Tränen.

Mittags hole ich Tante Käthchen und Onkel Heinrich sowie Christel Neuburg zu uns und Christel beschäftigt sich gleich im Kinderzimmer.

DIAs: Viel Geschirr gibt's an Feiertagen.

An der Kaffeetafel ...

Zwischen Kaffee und Abendessen, die Flasche steht auf dem Tisch ...

Mutsch zeigt immer wieder voller Stolz ihre "Braut".

Der Tag endet mit einer leckeren kalten Ente und dann fahre ich den Besuch wieder nach Hause.



Mittwoch, 26. Dezember 1956

2. Weihnachtstag. Festtagsbesuch bei Familie Wolff. Mittags bringe ich Oma und Henga zu Matthias und fahre mit Trude und den Kindern nochmal zu Wolffs.



Donnerstag, 27. Dezember 1956

Trude ist krank. Fahre erst mittags zum Dienst und nehme die Kinder mit zur Oma, damit Trude zu Bett bleiben kann. Abends bringe ich mein Walterchen wieder mit nach Hause.


Freitag, 28. Dezember 1956

Trude bleibt zu Bett. Als ich zum Dienst fahren will, ist mein vorderer linker Reifen platt. Reifenwechsel.

Mittags hole ich Oma, Henga, Christel und Günter nach Lindenthal. Nach dem Essen fährt Henga mit den Weihnachtsfilmen nach Sürth zu Rinold Lampel. Abends besuchen uns Stephan Kuhl und Tochter Helga, mein Patenkind. Rinold bringt Henga zurück.


Samstag, 29. Dezember 1956

Glatteis. Die Wagentüren und Schlösser sind zugefroren. Als ich sie aufgetaut habe, gerate ich bei der Anfahrt ins Rutschen. Mit Mühe erreiche ich das Büro. Herr König kommt nicht, Frl. Schöne langt mit 4 Stunden Verspätung an. Samstag Mittag Feierabend.

Abends gehen Mutter, Trude und ich ins Kino: "Der rote Ballon". und "TKX antwortet nicht". Trude ist wieder etwas besser dran.


Sonntag, 30. Dezember 1956

Morgens um 11 Uhr fahren wir, Trude und ich, Henga, Mutsch und Günter nach Sürth zu Familie Lampel, wo wir Bilder abholen. Gleichzeitig entstehen dort die auf der linken Seite befindlichen Bilder von Mutsch, als sie bei Lampels zum zweiten Mal frühstückt.

Zum Mittagessen sind wir wieder zu Hause. Nachmittags spielen wir mit den Kindern, Mensch ärger dich nicht, Autobahn, Nüppchen, Mühle usw. Die Kinder sind glücklich, dass sie ihre Eltern einmal ganz für sich haben.

Den Abend verbringen wir, Oma, Trude, Henga und ich bei Bols Cherry Brandy und erzählen aus der Schulzeit. Ich berichte vom alten Professor Bender und den Bleikügelchen, die wir auf seine Landkarte warfen, von der "Impression" des Herrn Prof. Lang, von Julius Weisweih und dem Bär (Peter Behrens); wir erzählen aus dem Film "Die Feuerzangenbowle" und schwelgen in Jugenderinnerungen. Wir fragen, was das Neue Jahr bringen mag, doch keiner weiß eine Antwort.


Montag, 31. Dezember 1956

Kurzer Dienst im Büro, dann nach Hause. Vorbereitungen für den Abend getroffen, Karin und Matthias kommen mit ihrer Monika und nun setzen wir die Feuerzangenbowle an. Monika schaut schnell zu, wie die Flammen den Zucker schmelzen, dann geht auch sie zu Bett. Nun sind wir Großen unter uns und trinken gut gelaunt die Bowle leer.

 

Eine Feuerzangenbowle hilft uns den Abschiedsschmerz leichter nehmen und schafft gute Laune für das bald beginnende Neue Jahr!

Lustig wird getanzt und alle sind fröhlich; die Bowle läuft herrlich über die Zunge und das Abbrennen des Zuckers mit Rum ist jedesmal und von Neuem ein schauerlich-schönes Bild.

 

In einer Ruhepause denken wir zurück an Alles, was uns das scheidende Jahr Gutes und Schlechtes, in bunter Reihenfolge, gebracht hat und wir können sagen: Wir dürfen dankbar sein!

Kurz vor Mitternacht versuche ich eine Geisteraufnahme, die mir allerdings nicht ganz gelingt.

Die Kinderschar schläft derweil, als ob es nicht gelte, Abschied zu nehmen vom alten Jahr! Doch über den Böllerschüssen und dem Raketenknattern werden die drei kleinen Schieles wach und blinzeln uns verschlafen zu!

Und dann böllern draußen die Schüsse, die Glocken läuten, das Radio lässt den Takt der letzten Sekunden des alten Jahres durch den Lautsprecher schallen: Das neue Jahr ist da! 1957!