August 1954

Sonntag, 1. August 1954

Wenig aber gut geschlafen. Onkel Toni rüstet sich zur Abreise nach Österreich, wo er seinen Urlaub verbringen wird. Kurz hinter ihm verlassen wir das gastliche Haus.

Nachmittags besucht uns Heinz Kemmerling. Es ist Aufbruchstimmung, gegen Abend bringe ich Trude und Günter zum Hauptbahnhof, wo sie den Zug nach Blankenheim/Eifel besteigen. Trude und Günter begeben sich nun auch in Urlaub zu Onkel Heinrich und Tante Käthchen. Abends um 1/2 11 werden sie in Dollendorf sein.


Dienstag, 3. August 1954

Mit Herrn Kurt Baron, diesem immer zu Späßen aufgelegten Faktotum meiner Eltern, geht ein Stück meiner Jugend dahin. Diesen Mann habe ich lieb gehabt, er hatte immer ein gutes Wort, immer Zeit für mich. Ein prächtiger Kerl.

Habe mit Herrn Römer die Art der zurückliegenden Zusammenarbeit besprochen. Wir sind noch zu keinem Ergebnis gekommen.

Bei Familie Wolff legte ich eine Lampe über dem Ofen an; habe lange nach einem "Wackligen" gesucht. Als ich 1/2 11 Uhr abends nach Hause kam, wartete Mutter sehnsüchtig auf mich und meine Hilfe beim Schließen der Einmachgläser, in denen sich Kirschen befanden. Nach einer Stunde waren die Gläser zu und ein ereignisreicher Tag schloss ab.

 


Mittwoch, 4. August 1954

Bin heute früh als Rechtsanwalt vereidigt worden.

Bin abends zu Familie Lampel gefahren und habe dort übernachtet. Die Hin- sowie auch die Rückfahrt war beschwerlich, weil die Straßenbahner in Lohnstreik waren. Der Abend war sehr unterhaltsam.


Donnerstag, 5. August 1954

Herr Römer begleitete mich nach dem Dienst bis fast nach Hause. An der Gastwirtschaft Hoch fing mich Herr Lampel aus Sürth ab und erzählte, dass er und sein Bruder mit dem Wagen mir vom Büro bis hier nachgefahren seien.

Der Bruder von Herrn Lampel erteilte mir ein Mandat zu seiner Verteidigung in einer Verkehrsstrafsache. Mein erstes Mandat.

Nach einigen Glas Bier gingen wir zu mir nach Hause. Dort traf ich Tante Käthchen an, die gekommen ist, ihre 2. Haushaltsrate in Empfang zu nehmen. Ein recht gemütlicher Abend mit Bier und viel Erzählen, und unser Komtesschen ließ sich schnell knipsen.


Freitag, 6. August 1954

Rechtsanwalt Dr. Arndt, den ich am Appellhofplatz treffe, bietet mir eine Stelle bei einer Versicherung an. Was tun? Langes Hin- und Her-Überlegen ... Schließlich gehe ich abends zu ihm und sage ihm, dass ich wegen Herrn Römer nicht könnte. Aber der Gedanke, meine augenblickliche Position zu verlassen, lässt mich nicht mehr in Ruhe.

Bin abends mit Matthias und Karin ein Bier trinken gegangen, auf meinen Rechtsanwalt ...


Samstag, 7. August 1954

Tante Käthchen ist gekommen, um Erledigungen zu besorgen. Mit ihr fahre ich um 20 vor 11 Uhr ab nach Dollendorf. Mutter und Mutsch sind uns zum Bahnhof nachgekommen und nun winken sie.

Auf Wiedersehen!

Heute beginnt mein Urlaub, den ich, wie schon einmal mit Trude in Dollendorf bei Onkel Heinrich und Tante Käthchen verbringe.

Trude ist eine Woche vorher mit Günterchen abgereist. Sie hat also schon etwas Vorschuss bekommen. Leider sind die Wetter-Aspekte nicht günstig.

Tante Käthchen, die uns in Köln besucht hatte, sitzt mit im Zug und gemeinsam keuchen wir mit der Lokomotive in die Eifel hinauf.

Wie gesagt: mit der Eisenbahn. Und so beginnt also mein Urlaub nunmehr ganz anders als vor knapp 20 Jahren; damals sagten wir: wir gehen auf Fahrt, und statt einem Koffer hatten wir "en Aap" und Decken, Kartons usw. Und statt der vielen Eisenbahnräder trugen uns die beiden Räder des Fahrrads. Und wenn wir das Trampeln leid waren, dann wurde getrampt.

Und sorgloser waren wir, viel sorgloser; oder aber, unsere Sorgen waren Jungensorgen, die mit dem Sekundenzeiger fort wanderten; ach ja ...

Mittags kommen Tante Käthchen und ich in Blankenheim an. Wir haben zwei Stunden Aufenthalt.

In dem Restaurant "Em Duffes" machen wir Kaffee-Kuchen-Station. Einige Motive locken mich, die Kamera wird gezückt und schon habe ich eine reizende Plastik gebannt, die die Ahrquelle versinnbildlicht. Wenige Meter davon ab entspringt die Ahr.

Unten ragt der Blankenheimer Weiher, ein beliebtes Ausflugsziel. Bald schon sitzen wir im Omnibus Richtung Dollendorf. Ich freue mich so sehr auf Trude und Günter; für ihn habe ich einen großen Wasserball, einen Gummi-Spielring und Bonbons mitgebracht. In Dollendorf stehen sie beide an der BD-Haltestelle, wir halten uns in den Armen, dann geht's ins Haus, Onkel Heinrich wird begrüßt und dann gibt's viel zu erzählen.

Doch um 20:00 Uhr liege ich mit Günter im Bett.


Sonntag, 8. August 1954

Regen, Regen ... ein Sonntag der Einkehr und der Besinnung.

Mit dem Photoapparat begutachte ich den Aufgang von Onkel Heinrichs Wohnung zur Kirche und es werden zwei Aufnahmen daraus.

Abends gehen wir in eine Gastwirtschaft zum Fernsehen. Es regnet unterdes traurig weiter.


Montag, 9. August 1954

Montag und Regen. Beim Morgenspaziergang bleiben wir im Schlamm stecken. Nachmittags gehen wir Richtung Schloßthal, kehren aber wieder um, weil wir die vielen Pfützen nicht bewältigen. Da entschließen wir uns, die Straße nach Ahrhütte hinabzugehen, und so wird's noch ein netter Nachmittag ... sogar die Sonne schaut hervor.


Dienstag, 10. August 1954

Morgend zum Erwachen Regen. Und so den ganzen Tag. Nachmittags gehe ich mit Günterchen in Richtung Mirbach spazieren. Doch regnerischer Wind treibt uns zurück. Alsdann klettere ich mit Günterchen in den Glockenturm der Dorfkirche, wir beobachten den Stundenschlag und bewundern das große Uhrwerk.

Nachmittags / gegen Abend gehe ich mit Trude nach Schloßthal, wo wir Hans-Helmut bei Familie Hauser aufsuchen.


Mittwoch, 11. August 1954

Den ganzen Tag hat es geregnet, wir konnten keinen Schritt vor die Türe gehen. Ich habe das Buch "Hilde" von "von der Vries" gelesen.


Donnerstag, 12. August 1954

Endlich beginnt der Tag ohne Regen, ja sogar mit etwas Sonne. Schnell, raus aus dem Bett, wer weiß, wie lange dieses Wetter dauert. Kaffee getrunken und hinaus in die herbe Eifelluft.

Lachend beginnen wir den Spaziergang ...

... vorbei am Jägerhaus. Der Aremberg grüßt herüber. Doch bald trübt sich der Himmel wieder, und schon müssen wir unter den Bäumen im Walde Zuflucht nehmen; Günterchen krabbelt unter Mamas Mantel.

Als es gar nicht aufhört zu regnen, bekommt Günterchen Mamas Jacke übergezogen und ab geht es nach Hause. Nachmittags fährt Tante Käthchen nach Blankenheim und nimmt Günterchen mit.

Ich gehe mit Trude derweil bei ständigem Fieselregen ins Lamperttal. Tante Käthchen berichtet nach ihrer Rückkehr, dass Günter einen Haufen in die Hose gemacht hat ...


Freitag, 13. August 1954

Regen. In einer Regenpause gehe ich mit Günterchen spazieren, auf den Weideberg und zum Jägerhaus. Blumen gepflückt. Voller Stolz bringt Günter sie nach Hause.


Samstag, 14. August 1954

Badetag. Günterchen und ich in der Wanne, herrlich! Henga besucht uns, er ist dreckig wie ein Schwein.


Sonntag, 15. August 1954

Regen. Morgens mit Günter auf dem Glockenstuhl, während die Glocken läuten. Ohrenbetäubend. Mit Tante und Trude in der Messe. Gutes Mittagessen, Schlafen, Spazieren und Tante (Bilder).

Harmoniumspiel. Abends Lesestunde mit selbstgemachtem Eierlikör.


Montag, 16. August 1954

Endlich Sonne, und ein herrlicher Wolkenhimmel. Wir gehen ins Udelnovembertal, am Jägerhaus vorbei und sind allerbester Laune. Der Hochstand war schon im Sommer 1952 unser Kletterziel. Trude und Günter lassen sich auf dem Hochstand auch von nahe bestens knipsen. Nachmittags geht es ins Lamperttal.

Ein wundervoller Spaziergang bis zum Königsstuhl, am Heidenstein vorbei.

Auf dem Brückchen wird Rast gemacht.

Unter der Brücke fließt das Bächlein und plumps! hängt Günter mit einem Bein im Wasser. Strümpfe aus, Taschentuch drum, und weiter geht's.

Eine Lorenbahn ... welch eine Wonne! Leider stürzt bei der letzten Fahrt die Lore nach vorne und Trude muss heimhumpeln. Trotzdem, es war herrlich.

Von ferne grüßt Dollendorf und bald sind wir wieder bei Tante Käthchen und Onkel Heinrich.


Dienstag, 17. August 1954

Bedrücktes Erwachen. Trude wartet vergeblich auf ihre Menstruation und eröffnet mir, dass unsere Kinder Günter und Christel nicht die einzigen bleiben werden.

Etwas überwältigend ist der Gedanke schon; denn eigentlich sollte mit dem Pärchen Schluss sein. Vielleicht ist es auch nur eine - weiß woher stammende - Verzögerung.

Immerhin, der Gedanke, bald ein drittes Kind zu haben, ist sonderbar, nicht direkt erfreulich, aber auch nicht erschreckend, man muss sich so oder so damit abfinden. Trude zwar ist furchtbar niedergeschlagen. Sie hatte sich so sehr vorgenommen, dass Christelchen ihr letztes Kind gewesen sei. Und nun ...

Was nützt das alles, es scheint die Sonne, wie selten, und das mag ein gutes Omen sein. Also, auf nach Schloßthal, zu Henga (Hans-Helmut, der diesen Namen von Günterchen verliehen bekommen hat, heißt nun bei uns allen so), den wir dabei antreffen, wie er die Kühe von Hansens hütet.

Auf dem Weg nach Schloßthal liegt das Antoniuskapellchen

Günter sitzt auf der "Schwitt", die ruhig weiter grast.

Hans-Helmut in seiner Kuh-Hüte-Kleidung, zeigt Günterchen den Traktor und beide beginnen zu fachsimpeln.

Dann geht es zurück nach Dollendorf, wo ich mithelfe, Tante Käthchen einen Küchenherd aufzustellen, den diese von ihrer Schwägerin, Frau Schwebig, erworben hat.

Nachmittags machen wir einen Spaziergang auf einem Feldweg nach Ahrhütte. Trude ist bedrückt ...


Mittwoch, 18. August 1954

Regnerisch, doch bald wieder Sonne. Morgens repariere ich Harmonium im Pfarrsaal. Nachmittags Waldspaziergang/Jägerhaus.

Blick aufs Pfarrhaus vom Kirchturm aus


Donnerstag, 19. August 1954

Willys Sterbetag. Morgens durchs Lamperttal nach Schloßthal. Auf der Burg treffen wir Henga mit dem Fahrrad. Er nimmt Günterchen, der so müde ist, auf dem Rad nach Dollendorf mit.

Nachmittags kommen wir nicht vor die Tür, weil es in Strömen regnet.


Freitag, 20. August 1954

Wir wandern ins Mackental, vom Jägerhaus links ab gelegen, Richtung Ahrhütte. Es gibt viel zu lachen, denn die Sonne lacht auch.

Blick ins Mackental. Nachmittags spielen wir mit Henga an der Ahr, wo er Kühe hütet, Ball.


Samstag, 21. August 1954

In der Kirche ist ewiges Gebet, Messe, Hochamt, Trude wird es schlecht, sie macht mir Sorge; sie stellt sich innerlich so gegen das Kind ein. Ich lese in dem Buch von Burger: "Die Ehen des Pastor Mauenberg". Das passt so gut zu Trudes und meiner Stimmung.

Nachmittags sagt Trude: "Papa, wie kommen wir an eine neue Wohnung?"

Ein erlösendes Wort. Nun weiß ich, dass Trude sich auf ihr Kindchen freut. Vor Freude knipse ich meinen lieben Günter auf dem Hof.


Sonntag, 22. August 1954

Regen. Mit Günter in der Messe. Den ganzen Tag gelesen.


Montag, 23. August 1954

Regen. Vormittags lese ich von Caiezel: "Ich bin das Nein". Trude hat Burgers Buch: "Die Ehen des Pastor Mauenberg" ausgelesen. Unser Verhältnis ist nun überaus herzlich. Tante ist zum Kaffeekränzchen nach Ahrhütte (bei Fam. Bonzelet) gefahren.

Ich gehe mit Günterchen spazieren, wir bekommen aber beide nasse Füße.


Dienstag, 24. August 1954

REgen. Ein total verregneter Urlaub. Gelesen. Nachmittags gehe ich mit Trude über die Straße nach Ahrhütte und auf einem nassen Feldweg zurück. Trude legt sich um 1/2 8 mit Günterchen ins Bett, während ich noch etwas lese.


Mittwoch, 25. August 1954

Von morgens bis zum Nachmittag habe ich unter Assistenz von Hans-Helmut und Werner, einem Helfer des Herrn Pastor Ansel, das Harmonium im Pfarrsaal demontiert, sauber gemacht und wieder zusammengebaut.

Dann kamen Frau Bonzelet und Frau Zellinger zum Kaffeekränzchen von Tante Käthchen.

Mit Günterchen bin ich auf Frau Zellingers Motor-Fahrrad durchs Dorf gefahren. Das war eine Freude.


Donnerstag, 26. August 1954

Morgens mit Trude und Günterchen nach Schloßthal. Wir treffen Henga im Lamperttal an, wo er mit Toni Hansen Sand auf den Weg streut. Durchs Lamperttal geht's über eine Hügelkette wieder nach Hause.

Nachmittags geht's über das Erdbeerfeld, wo Günter von einer Wespe gestochen wird, wieder ins Lamperttal. Durchs Hüngersdorfer Tal eine steile Lichtung hoch an einem Kalkloch vorbei zum Veller Hof ins Mühlental (4 Tannen), zum Schloßberg zu Hansens (wo wir 10 Eier bekommen) und zurück zu Tante Käthchen.


Freitag, 27. August 1954

Habe mit Günterchen den ganzen Vormittag auf dem Lichtungsberg Pilze gesucht. Die Bildchen unten stammen von diesem Ausflug. Die Pilze haben wir mittags wieder fortgeschmissen, weil sie unbrauchbar waren.

Nachmittags sind Trude, Günter und ich in den Wald hinter dem Jägerhaus gegangen und haben ohne Erfolg bessere Pilze gesucht. Dann haben wir uns verlaufen. Eine endlose Wanderung führte uns schließlich auf der Wiese am Hochstand wieder in bekannte Gegenden.


Samstag, 28. August 1954

Abschiedsstimmung. Bilder auf dem Hof von unseren lieben Gastgebern.

Der stille Kirchhof wurde auch im Bilde mitgenommen.

Um 1/2 11 Uhr brachte uns ein Lloyd-Wagen in herrlicher Fahrt nach Hause zu Oma und Mutsch.

In Köln bereiteten Mutter und Christelchen uns einen überaus herzlichen Empfang. Nachmittags ging die ganze Familie in den Blücherpark. Doch Regen trieb uns bald nach Hause zurück.


Sonntag, 29. August 1954

Trude, Günter und ich haben morgens bei Matthias/Karin deren neue Möbel (Eckcouch etc.) bewundert. Anschließend gingen wir mit Matthias und Eugenie zum Kirmesplatz.

Nachmittags war der Blücherpark unter Ziel, wo wir mit Dreirädchen und großem Wasserball viel Freude hatten.


Montag, 30. August 1954

Wieder im Dienst. Schnell eingelebt.


Dienstag, 31. August 1954

Abends hat mich Herr Römer zu einer Tasse Kaffee ins Café Wahlen eingeladen, um mit mir eine zukünftige Zusammenarbeit zu besprechen. Ich mag keine Sozietät mit ihm, weil ich da ein Leben lang bevormundet würde. Ich habe abgelehnt mit der Begründung, dass ich nicht Anwalt bleiben wolle. Herr Römer war sehr verstimmt, meinte aber dann, er habe mir nunmehr Jahresurlaub gegeben, obwohl ich erst ein halbes Jahr bei ihm sei; das bedeute, dass ich insgesamt mindestens ein Jahr bei ihm bleibe. Ich hielt das für selbstverständlich, obwohl ich froh wäre, bald wo anders arbeiten zu können. Ich bin diese Wichtigtuerei und dieses eitle Geschwätz gründlich leid.

Habe heute die Negative meiner Eifelfilme entwickelt zurückbekommen. Prächtige Aufnahmen sind dabei (wie ja auf den vorherigen Seiten bestens zu sehen ist).