Willi Banten WB-Flagge Germany



  Die freiwillige Feuerwehr

  (5 Jahre vor Anno Pief bis übermorgen)      

von Willi Banten         

 

Kapitel 3:

Beim Militär

  

Der Übergang von der Ritterfeuerwehr zur jetzigen, insbesondere der des Militärs, fällt mir nicht schwer.

Aufgrunddessen bräuchte ich eigentlich keinen Übergang nieder-zuschreiben. Aber in beispielloser Selbstüberwindung gelingt es mir doch. So leset nun meine folgenden Worte:

Militärische Disziplin gab es sowohl bei mittelalterlichen Rittern, wie auch bei neuzeitlichen Soldaten.

Was liegt also näher, als daß das Militär ebenso wie die Ritter eine Feuerwehr hat. Der Grundsatz "Gehorsam und Disziplin sind alles", wurde allerdings bei Soldaten besonders hervorgehoben. Hinzu kamen zackige Kommandos und ein glorreicher, preußischer Bürokratismus.

Zur Verdeutlichung der Tätigkeit der Militärfeuerwehr schreiten (bzw. für die eiligen: laufen) wir zu einem Beispiel, welches mehr oder weniger logisch damit anfängt, daß es brennt.

Ein brennender Brand, z.B. der aus dem Beispiel zur Verdeutlichung, muß als erstes einmal bemerkt werden.  Denn, wenn niemand merkt, daß es brennt, kann er auch niemanden davon in Kenntnis setzen, der dann als sogenannte Zwischen-übermittlungsperson die Feuerwehr informiert. Aufgrunddessen rückt diese auch nicht aus, so daß das Feuer weiter brennt.

Entweder bis es a) aufhört zu brennen, oder b) keine Lust mehr dazu hat.

Nach neuesten Untersuchungen soll der Fall "b)" allerdings seltener vorkommen.

Da dieser Brand, der als Beispiel zum Beispiel zur Verdeutlichung eines Einsatzes der Militär-feuerwehr in beispielhafter Weise verwendet wurde, leider unentdeckt blieb, kann er nicht als Beispiel zur Verdeutlichung eines beispielhaften Einsatzes der Militärfeuerwehr verwendet werden.

Nun, dieses Beispiel zur Verdeutlichung war bis jetzt nicht besonders deutlich - Punkt- Darum gehen wir nun zu einem Beispiel zur Verdeutlichung - Komma - welches deutlicher ist - Punkt -

Nämlich jenem, welches nicht nur von der Existenz eines Brandes ausgeht, sondern sogar von dessen Entdeckung. Es wurde also Publicity für den Brand betrieben. Dies hatte zur Folge, daß er bekannt wurde.

In günstigen Fällen erhielt sogar die Militärfeuerwehranstalts-hauptzentrale (im Folgenden kurz "MFWAHZ" genannt) eine Meldung von der Existenz eines Brandes. Die Meldung wird dort sofort an die Abteilung Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle weiter gegeben, damit man sie dort zur Kenntnis nimmt.

Warum auch nicht?

Haben die Mitarbeiter der Abteilung Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle die Meldung von der Existenz eines Brandes zur Kenntnis genommen und sind sie, die Mitarbeiter, überdies noch zur Erkenntnis gekommen, daß es brennt, so ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Brandbekämpfung getan.

Vorerst brennt das Feuer allerdings noch allein vor sich hin (was sollte es auch anders tun?).

Aber, wie dem auch sei, nach dem Spruch "Ent- oder weder" wird die Meldung von der Nachrichten- und Meldungsempfangfstelle zur Abteilung Brandgruppenordnung weitergeleitet. Dies geschieht mit dem dreiseitigen Formblatt 19-BEKWL-879-aaa-013, welches in 7-facher Ausfertigung zu erstellen ist.

Ausfertigungen verbleiben bei der Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle, 1 geht zum Nebenarchiv, 1 zum Hauptarchiv und 1 zum Zentralarchiv. 1 wird zur Brandgruppenordnungsabteilung geleitet. und mit 1 Ausfertigung weiß man noch nichts anzufangen.

In der Brandgruppenordnungsbekämpfungsabteilung ist die erste Tätigkeit des bearbeitenden Mit-arbeiters die, ersteinmal die Meldung, welche logischerweise auf dem o.a. Formblatt steht (denn nur dieses Formblatt ist weitergeleitet worden), anzuschauen.

Weil warum, "es ist nämlich so", und dieses merken sie sich bitte sehr, "und nicht anders"! Wenn der Mitarbeiter der Brandgruppenordnungsabteilung die Meldung nicht sieht, kann er sie nicht bearbeiten und müßte dann dem Feuerwehrgeneraloberst eine entsprechende Meldung machen, daß er sie nicht gesehen hat. Dies war häufig mit Degradierungen zum Gefreiten verbunden.

Nun, dies ist ein weiterer Beweis dafür, daß die Militärfeuer-wehrlöschanstalthauptzentralstelle nach streng logischen Gesichtspunkten und Befehlsstrukturen arbeitet.

Aberrr, kehren wir zu unserem Mitarbeiter - im Rang eines Unter-offiziers - zurück, der seinen Dienst im Rahmen der freiwilligen Dienstverpflichtung in der Brandgruppenordnungsabteilung arbeitet.

Dieser wird, und das folgende wollen wir zugunsten einer schnellen Löschung des Brandes (der als Beispiel zum Beispiel zur Verdeutlichung eines beispielhaften Einsatzes der Militärfeuerwehr verwendet wurde und brennt) hoffen, daß dieser, der Uffz, also sich hoffentlich die Meldung ansieht, in Hab-Acht-Stellung geht und sich unter anderem zur eigenen Bestätigung selbst die Meldung erstattet, daß er die Meldung, die er sieht, in Händen hält.

Diese, sich selbst zu erstattende Meldung lautet wie folgt:

"Feldwebel F.P.H. Alois August Müller, Militärfeuerwehrlösch-anstalthauptzentralstelle, Unterabteilung Brandgruppenordnungsabteilung, nachgeordnet der Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle, PK 321381-M-12365, meldet sich selber, dem Feldwebel F.P.H. Alois August Müller, Militärfeuerwehrlöschanstalt-hauptzentralstelle, Unterabteilung Brandgruppenordnungsabteilung, nachgeordnet der Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle, PK 321381-M-12365, ich, also auch du, denn wir sind schließlich identisch, wir also sehen, daß wir eine Meldung in Händen halten, die bearbeitet werden soll, muß und wird.

 

Das Ganze erfolgt nach dem Schema "Gruß - Meldung - Gruß". Sofern ein Spiegel in der Nähe ist, hat alles vor dem selbigen stattzufinden.

Hier angelangt, darf Feldwebel F.P.H. Alois August Müller, Militärfeuerwehrlöschanstalthaupt-zentralstelle, Unterabteilung Brandgruppenordnungsabteilung, nachgeordnet der Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle, PK 321381-M-12365, nun zur Bearbeitung des Formblattes 19-BEKWL-879-aaa-013 schreiten. Er legt die Meldung ins Ausgangsfach!

Von dort wandert sie ins Eingangsfach der Unterabteilung der Brandgruppenordnungsabteilung und zwar zur spezifischen Brandklassen-spezifikation. Dort prüfen neunmalkluge Offiziere im Mannschaftsrang anhand von nicht vorhandenen Tatsachen und Fakten, ob ein Groß-, Mittel- oder Kleinbrand vorliegt, bzw. nur ein sogenanntes Feuerchen.

 

Liegt unter Anwendung des Brandgruppenordnungsgesetzes § 9, Abs. 5, Satz 355, Ziffer 4953, nur ein Feuerchen vor, so wird dem Brandmelder per Einschreiben eigenhändig gegen Rückschein die freundliche Mitteilung mitgeteilt, daß die Unterabteilung der Brandgruppenordnungsabteilung und zwar zur spezifischen Brandklassenspezifikation für so was nicht zuständig sei.

Zur Löschung wird empfohlen, 3 Tage lang die eigene Spucke (und hier nähern wir uns wieder den Löschverfahren unser Nichtvor-fahren) und die anderer Dienstgrade zu sammeln zwecks Löschung des Feuerchens. Bei Erfolg wird der Brandschutzbekämpfungsorden 7. Klasse verliehen.

Sollte sich allerdings in der Zwischenzeit das Feuerchen in einen Klein-, Mittel- oder gar Großbrand weiterentwickelt haben, so ist auf dem üblichen Antragsweg ein Antrag auf Brandbekämpfung zu stellen. Ein evtl. verliehener Brandschutzbekämpfungsorden der 7. Klasse ist dann zurückzugeben.

 

Entgegenkommenderweise wollen wir als Beispiel zur Verdeutlichung eines Beispiels davon ausgehen, daß sich solch ein Feuerchen zu einem Klein-, Mittel- oder Großbrand ausgeweitet hat.

In diesem Fall wird der hoffentlich in den Mühlen der Bürokratie nicht verlorengegangene Brandbekämpfungsantrag dazu führen, daß als erstes endlich einmal ein Punkt gesetzt wird - Punkt -

Als zweites, nach Erkennen der Sachlage, dazu, daß ein Brand-bekämpfungslöschtrupp ausrückt. Dies hat unter Begleitung des sogenannten mittleren Feuerzapfenstreiches zu erfolgen. Natürlich erst, nachdem sämtliche Formalitäten erledigt sind.

Sollten hierbei Schwierigkeiten auftreten, so wende man sich vertrauensvoll an Feldwebel F.P.H. Alois August Müller, Militärfeuerwehrlöschanstalthauptzentralstelle, Unterabteilung Brandgruppenordnungsabteilung, nachgeordnet der Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle, PK 321381-M-12365, der besondere Erfahrung mit dem Formblatt 19-BEKWL-879-aaa-013 hat.

 

Am Brandort angelangt, läßt der Oberfeuerwehrhautpmann alle niedrigeren Feuerwehrdienstgrade absitzen. Das Kommando hierzu lautet:

"Feuerlöschwillige und auch solche, die nicht willig sind, - haaaaaaabt Acht!

Spriiiiiiingt ab!

Vorrr dem Wagen in Löschordnung antreten, marrrrrrrrrrrrrrsch, marrrrrrrrrrsch!"

 

Anschließend läßt er, um die Vollzähligkeit zu überprüfen, abzählen.

Kommando: "Aaaaaaaaabzählen!"

Worauf üblicherweise zu hören ist:  "Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, noch einer mehr, zwölf, dreizehn!"

 

Aber wehe, es sind nur zwölf, wenn es dreizehn sein müssen, dann fehlt einer (oder der Südfriese hat wieder den Mund nicht aufgemacht), worauf der Oberfeuerwehrhauptmann meistens sehr ärgerlich wird.

Nun (man merke, auch im Kapitel 3 ist das hochwohllöbliche "nun" vorhanden), nun also, gehen wir einmal von dem überaus günstigen Fall aus, daß alle dreizehn anwesend sind, und deshalb logischerweise auch keiner fehlt bzw. selbst der Südfriese hat den Mund aufgemacht.

Es sind also alle da!

Bevor allerdings mit dem Löschen begonnen wird, ist zuvor eine Geräteprüfung und Uniformkontrolle vorzunehmen. es geht schließlich nicht an, daß der Brand von einem Militärfeuerwehrmann gelöscht wird, dessen z.B., aber auch nur zum Beispiel, dessen Uniformtaschenknopf abgängig ist, oder dessen Stiefelputz den Gebrauch von Schuhcreme vermissen läßt.

 

In jeder Lage, und sei sie auch noch so ernst, müssen Disziplin und Ordnung gewahrt bleiben. Die Militärfeuerwehr muß auf jeden Fall einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.

Stellen sie sich einmal vor, am nächsten Tag wäre in der Zeitung zu lesen, daß der Brand zwar mit Erfolg gelöscht worden sei, die Uniformordnung aber zu wünschen übrig gelassen habe.

Schrecklich!

Vergißt man zum Beispiel (als Beispiel zur Verdeutlichung ..., na ja, sie kennen ja den Spruch) ein Feuerwehrleutnant seinen Helm, so ist er sofort zum Feuerwehrgerätematerialausgabehausmeister zurückzusenden.

Dabei hat er das billigste öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.

Sie, meine lieben und andächtigen, aber auch die weniger andächtigen Leser werden jetzt sicher sagen: "Bis der Helmabholer zurück ist, werden die anderen doch sicher mit dem Löschen schon angefangen haben, wenn nicht sogar schon fertig sein."

Aber: In jeder Lage, und sei sie auch noch so ernst - wie Adenauer zu sagen pflegte - müssen Disziplin und Ordnung gewahrt bleiben. Die Militärfeuerwehr muß auf jeden Fall einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.

 

Bei besonders engen Freundschaften warten die behelmten Feuerwehrleute aber auch nur zum Teil - nicht - oder doch? -, bis der Unbehelmte zurück ist.

Stellen sie sich nämlich vor, der Helmholer ist ein solch guter Freund, mit dem man schon im großen Schnäuzerkrieg Seite an Seite gekämpft hat, mit dem man Skat oder Doppelkopf spielt, Schnaps trinkt, sich über die diesjährige Radieschenernte unterhält, über das Wetter und die Politik schimpft, soll er dann ohne diesen Kumpel löschen?

Nein!

Die psychologische Belastung, ohne diesen Freund gelöscht zu haben, könnte evtl. zu groß sein. Damit aber auch in der Zwischenzeit, bis zur Rückkehr des unbehelmten Leutnants, die Zeit nicht unnütz vertan wird, hat der leitende Oberfeuerwehrhauptmann einen theoretischen Unterricht mit dem Thema "Möglichkeiten einer schnellen Brandbekämpfung" abzuhalten.

 

Kommt der Helmholende dann zurück, so ist zunächst eine neue Vollzähligkeitskon-trolle durchzuführen. Anschließend wird wieder das Gerät inspiziert. Denn, was nützt der beste Löschwille, wenn der Wasserschlauch oder die Pumpe fehlen? - Nichts!

So ist alsdann eine fehlende Pumpe beim Pumpenmaterialersatzamt zu beantragen. Dazu ist der Vordruck 1357 MEA P -7- 89521 auszufüllen. Sollten sich dabei Schwierigkeiten ergeben, so wenden sie sich vertrauensvoll an Feldwebel F.P.H. Alois August Müller, Militärfeuerwehrlöschanstalthauptzentralstelle, Unterabteilung Brandgruppenordnungsabteilung, nachgeordnet der Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle, PK 321381-M-12365.

Das Formular ist auf dem Dienstweg einzureichen. Sollte aufgrund widriger Umstände die Pumpe nicht innerhalb des laufenden Haushaltsjahres geliefert werden können, so ist im nächsten Haushaltsjahr der Antrag zu erneuern.

Der Oberfeuerwehrhauptmann hat in diesem Fall das Recht, sich zu beschweren. Die Beschwerde ist schriftlich zu fixieren und natürlich auf dem üblichen Dienstweg einzureichen. Sollte hierauf in angemessener Zeit keine Antwort erfolgen, so hat der Oberfeuerwehrhauptmann erneut das Recht, sich zu beschweren. Auch diese Beschwerde ist schriftlich zu fixieren.....................

 

Für den Fall, daß die Pumpe geliefert wird, ist zuerst dem neuen Schutzpatron der Militärfeuerwehr, dem hl. Bürokratius zu danken. Alsdann muß die neue Pumpe ins Inventarverzeichnis aufgenommen werden. Hierzu ist das Formular 2223 IV-554 1112 zu benutzen. Sollte sich beim ausfüllen dieses Formulars ein Problem ergeben, so wenden sie sich vertrauensvoll an Feldwebel F.P.H. Alois August Müller, Militärfeuerwehrlöschanstalthaupt-zentralstelle, Unterabteilung Brandgruppenordnungsabteilung, nachgeordnet der Nachrichten- und Meldungsempfangsstelle, PK 321381-M-12365.

Das Feuer, sofern es denn nun noch brennt, was der Überlieferung nach schon vorgekommen sein soll, wird umgehend den vereinten Lösch-bemühungen unterzogen, um ihm schnellstens den Garaus zu machen.

 

Traditionsgemäß (siehe auch die Ausführungen des gleichnamigen Autors im vorangegangen Kapitel zur Lützelchen Feuerwehr) ist die Reihenfolge der Löscharbeiten einzuhalten: Zuerst den Durst (zwecks Verbesserung des Betriebs-, Arbeits- und Kameradschaftsklimas) und dann das Feuer.

In der Hoffnung auf Gutes Gelingen verabschieden wir uns von der Militärfeuerwehr mit einem 3-fachen "Bier und Wasser marrrrrrrsch!"

 

Kapitel 4:

 

(entweder es erfolgt jetzt ein frenetischer Beifallssturm, oder dieses 4. Kapitel erscheint auch noch).

 

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